Scream – Schrei!
Mitte der 1990er Jahre stand es um den Horrorfilm nicht besonders gut. Frische Impulse lieferten schließlich Regisseur Wes Craven und Drehbuchautor Kevin Williamson mit ihrem Slasher „Scream – Schrei!“, der sich nach seiner Veröffentlichung im Dezember 1996 zu einem echten Phänomen entwickelte. Der Grund: Nie zuvor wurden die ungeschriebenen Regeln des Genres so offen von den Figuren innerhalb der Handlung diskutiert wie hier. Das Ergebnis ist ein unterhaltsamer Spagat: Einerseits bricht der Film die Horrorklischees ironisch auf und ist damit erstaunlich humorvoll. Andererseits hält er bis zum Ende die Spannung aufrecht.
Worum es in „Scream – Schrei!“ geht:
Der grausame Mord an einer jungen Frau erschüttert die US-Kleinstadt Woodsboro und sorgt vor allem bei der Schülerschaft der örtlichen Highschool für große Aufregung. Sidney Prescott wird durch die Tat an die nun fast ein Jahr zurückliegenden Tötung ihrer Mutter erinnert und begegnet erneut der von ihr ungeliebten Fernsehreporterin Gale Weathers, die schon damals vor Ort berichtet hat. Während die Polizei, darunter auch Deputy Dwight „Dewey“ Riley, fieberhaft an der Aufklärung des neuen Verbrechens arbeitet, wird Sidney von dem Geistermaske tragenden und in einem schwarzen Umhang steckenden Killer attackiert.
Warum „Scream – Schrei!“ trotz Macken unterhält:
„Scream – Schrei!“ ist sicherlich nicht frei von Schwächen. Einige Darsteller*innen übertreiben in ihrem Spiel maßlos. Die Gewaltausbrüche sind mitunter etwas reißerisch. Und die Täterauflösung ist kein Bespiel für besonders einfallsreiche Erzählkunst. Dennoch entwickelt der Slasher einen ganz eigenen Sog, weil er das Genre, zu dem er selbst gehört, ständig thematisiert und kommentiert. Alles, was um sie herum geschieht, gleichen die Protagonist*innen mit ihrem Wissen aus Horrorfilmen ab. Besonders amüsant wird es dann, wenn eine Figur ins Verderben rennt, obwohl sie dank ihrer Kinoerfahrungen eigentlich bestens vorbereitet sein müsste. Permanent spielen Wes Craven und Kevin Williamson mit den aus anderen Werken bekannten Gesetzmäßigkeiten. Manchmal befolgen sie dabei deren Muster. Des Öfteren wandeln sie die Konventionen aber auf vergnügliche Weise ab. Zum Beispiel kann eine Person hier Sex haben und überleben, während dies in vielen Horrorarbeiten als Sünde und sicheres Todesurteil gilt. Was „Scream – Schrei!“ außerdem spannend macht: Ein bisschen funktioniert der Film auch als Geschichte über eine traumatisierte junge Frau. Wirklich tief schürft das Drehbuch nicht. Ab und an blitzen jedoch emotionale Momente auf, die man in einem Slasher nicht unbedingt erwarten würde. Dass der Horrorthriller, der eine Leinwandreihe und eine Fernsehserie begründet hat, einige richtige Entscheidungen trifft, verdeutlicht auch diese Tatsache: Bis heute ahmen andere Filmemacher*innen Cravens modernen Klassiker nach, ohne an ihn heranzukommen.
Christopher Diekhaus
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe