Room 237 (OmU)

Eigentlich sieht die Handlung von Stanley Kubricks hochgradig artifizieller Verfilmung von „Shining“ etwa so aus: Ein Schriftsteller mit Schreibblockade zieht sich mit seiner Frau und seinem Sohn in ein abgelegenes Hotel in den Bergen von Colorado zurück, um dort während der Winterpause als Hausmeister zu arbeiten und wieder zu sich selbst zu finden. Doch das Gegenteil tritt ein. Der Familienvater verliert zunehmend den Verstand und wird zu einer Bedrohung für seine Familie. Hört man die unterschiedlichen Interpretationen der Mitwirkenden dieses Dokumentarfilms von Rodney Ascher, dann ergibt sich jedoch ein vollkommen anderes Bild. Mit Bezug auf Einzelbilder und Kamerabewegungen, Requisiten und Dialoge weisen sie unterschwellige Themen nach, die von der Unterdrückung der nordamerikanischen Indianer bis hin zur Verfolgung der Juden während des Zweiten Weltkriegs reichen.
„Room 237“ ist eine ungewöhnliche Filmanalyse, die all den abseitigen Theorien Raum bietet und ein wahres Fest für Hobbydetektive und Verschwörungstheoretiker ist. Akribisch sucht Ascher die passenden Szenen zusammen, auf die die Analysten sich beziehen und füllt manche Lücken (meist) durch Ausschnitte aus anderen Filmen von Stanley Kubrick auf – von „The Killing“ bis zu „Eyes Wide Shut“. So belustigend die Herangehensweise zunächst ist, so anstrengend wird sie jedoch auch. Obwohl Ascher sich redlich um visuelle Abwechslung bemüht, wirkten die stets nur als Voice-Over-Kommentar vorgetragenen Erläuterungen doch irgendwann ermüdend. Vielleicht auch, weil die Theorien bald sehr konfus werden und nur selten überzeugend sind. Interessant wird es jedoch, wenn der tatsächliche Weg von Danny, dem Sohn des Schriftstellers, auf seinem Dreirad durch die labyrinthischen Hotelgänge skizzenhaft nachverfolgt wird. Und selbst wenn man letztlich mit dieser ungewöhnlichen Filmanalyse nichts anfangen kann, so macht sie doch Lust darauf, sich „The Shining“ noch einmal anzusehen. Ein Filmklassiker übrigens, der auch ohne theoretische Subtexte, äußerst sehenswert ist.
DVD-Bildformat:1:1,85; 16:9
Sprache: Englisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Trailer
Stefan Stiletto
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Anbieter
Kauf-DVDrapid eye movies REM