Red Dust

In Südafrika wurden nach dem Ende der Apartheid sogenannte "Wahrheits- und Versöhnungsprozesse" geführt. Hier hatten u.a. auch inhaftierte Polizisten des alten Regimes die Chance, durch freiwillige Aussagen ihrer Strafe zu entgehen. Die Amnestie diente der Eingliederung ehemaliger Täter in die neue Gesellschaft. In den Verhandlungen wurden viele alte Wunden aufgerissen. Das angestrebte Ziel war dennoch Versöhnung, nicht Vergeltung, und sollte zur Entwicklung der Demokratie beitragen.
Dirk Hendricks ist einer von denen, die ein solches Verfahren anstreben. Er will seine Gefängnisstrafe verkürzen. Damit ist aber einer seiner ehemaligen 'Opfer', der schwarze Politiker Alex Mpondo, nicht einverstanden und sagt gegen ihn aus. Es geht ihm darum, das Schicksal eines seit Jahren verschollenen Mithäftlings aufzuklären. Ihm zur Seite steht die weiße Anwältin Sarah Barcant, die in Südafrika aufgewachsen ist, keine Schranken zwischen Schwarzen und Weißen kannte und seit Jahren in New York lebt. Hendricks war früher das Werkzeug des Chefs der Sicherheitspolizei, der eine Aufklärung dieses Falles verhindern will. Und gleich zu Beginn des Prozesses beschuldigt der Folterknecht Hendricks den Freiheitskämpfer Mpondo, seine
Kameraden verraten zu haben. Damit wäre dessen Karriere als Abgeordneter der ANC beendet.

Der nach dem gleichnamigen Roman von Gillian Slovo gedrehte Polit-Thriller überzeugt durch außergewöhnliche dramaturgische, inszenatorische und darstellerische Qualitäten. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang besonders die hervorragende Kameraführung von Larry Smith und die Musik von Rob Lane. Das Ende des Films kennt weder Sieger noch Besiegte und geht damit über den hier ausgebreiteten Einzelfall hinaus; der Film verweist auch in den Nebenfiguren auf die Arbeit der Versöhnungskommission und das Umfeld der Prozesse, von denen in Europa viel zu wenig bekannt ist. Hier hätte das Bonusmaterial viele Lücken schließen können, doch das Angebot beschränkt sich auf Statements ohne Tiefenschärfe und unkommentierte Impressionen von den Dreharbeiten. Hier wäre mehr möglich gewesen - was aber keinesfalls die Qualität des Films und seinen Stellenwert für die politische Bildung beeinträchtigt.

hs