Ragnarök (Staffel 3)
Fans von „Ragnarök“ müssen jetzt stark sein: Ihr Held Magne macht in den neuen Folgen, die seit dem 24.08.2023 bei Netflix zu sehen sind, eine dramatische Veränderung seiner Persönlichkeit durch. Und zwar nicht zum Guten. Schuld ist Thors Hammer. Wie das endet, zeigt nun die dritte und finale Staffel der Serie.
Darum geht es in der Serie „Ragnarök“:
Seit Staffel 1 ist im norwegischen Städtchen Edda der Kampf zwischen den Göttern und den Riesen – wie er in der nordischen Sagenwelt beschrieben wird – neu entbrannt. So sieht es jedenfalls Hauptfigur Magne. Nachdem seine Schulfreundin Isolde unter mysteriösen Umständen stirbt, kam Magne einem Umweltverbrechen auf die Spur. Sie führte ihn zur Familie Jutul, die als wichtigster Arbeitgeber mit ihrer Fabrik die malerisch an einem Fjord gelegene Stadt beherrschen. In Firmenchef Vidal, seiner Frau Ran – der Direktorin des örtlichen Gymnasiums – und den Kindern Fjor und Saxa erkennt Magne die Nachkommen der bösen Riesen. In der Saga sind die Riesen ein Kriegergeschlecht, dem die Götter den Zugang zu ihrer Welt verwehrten. In einer alles vernichtenden Schlacht, genannt Ragnarök, schlugen die Riesen die Götter mit ihren „alten Waffen“ und konnten so eine grausame Herrschaft über die Menschen beginnen. Magne, der sich zunehmend stärker und unverwundbarer fühlt, nimmt den Kampf gegen die Familie Jutul auf. Er sieht sich als Nachfahre des Gottes Thor.
In Staffel 2 gewinnt Magne Gefährt*innen und findet weitere Götter, die versteckt unter den Menschen leben. Um seinen Kampf siegreich führen zu können, gelingt es Magne mit der Hilfe seiner Verbündeten Thors Hammer, die gefährlichste Waffe im Universum, vor der selbst die Riesen erblassen, im ewigen Feuer neu zu schmieden. Jetzt in der dritten und finalen Staffel gewinnt der Hammer in Magnes Händen immer mehr Macht über ihn. Er kann die Waffe nicht beherrschen. Sie beherrscht ihn und verleitet ihn zu Erpressung und Machtmissbrauch. Schließlich findet er mit der Hilfe des alten Wotan, den Magne als Gottvater Odin ansieht, einen Weg, sich selbst als Held zu finden und den Konflikt mit den Riesen zu lösen.
Warum die finale Staffel enttäuscht:
Staffel 1 und 2 von „Ragnarök“ folgen fast lehrbuchartig dem Konzept der „Heldenreise“, wie sie z.B. Christopher Vogler für Filmhandlungen beschrieben hat: Hauptfigur Magne fühlt sich in Staffel 1 als Held Thor berufen, verweigert zeitweise diese Berufung, auch weil er erkennen muss, dass sein gewalttägiges Handeln mit den Regeln einer demokratischen Gesellschaft nicht vereinbar ist und seine Versuche von Selbstjustiz gegenüber der Familie Jutul mit dem Gewaltmonopol des Staates kollidieren. In Staffel 2 zweifelt er grundsätzlich an seiner Heldenrolle nachdem er im Kampf einen der Riesen getötet hatte. Und nun in Staffel 3 muss er in seiner Auseinandersetzung mit der kriminellen Energie des Hammers seine größte Prüfung als Held bestehen. Nachdem Magne diese Hürde genommen hat, treibt die Serie in den letzten drei Episoden auf ein Staffelfinale zu, das leider komplett enttäuscht. So viele lose Fäden und offene Fragen hatten die Handlungen der vorigen Staffeln aufgeworfen. Abschließend wird jedoch nur wenig aufgeklärt und manches löst sich gar in Wohlgefallen auf. Um es auf den Punkt zu bringen: Der Schluss der Serie verärgert und macht ratlos. Wozu das Ganze?
Der Versuch des renommierten Drehbuchautoren Adam Price, die nordische Heldensaga mit der Suche der Hauptfigur nach sich selbst zu verbinden, funktioniert leider nicht. Viele Handlungen der Hauptfigur bleiben unmotiviert und wirken wenig glaubwürdig. Zudem wirken die Beziehungen zu den anderen Figuren oft sehr konstruiert. Besonders die vielen Wendungen im Zwist zwischen den Brüdern Magne und Laurits, hinter dem sich die Sagenfigur Loki, ein Zwitterwesen, halb Riese, halb Gott, verbirgt, sind nur schwer nachvollziehbar. So bleiben auch die Rollenbilder äußerst stereotyp. Dies mag zum Teil der Fantasy-Vorlage der nordischen Sagenwelt geschuldet sein, doch die trans* Person Laurits permanent als verräterisch, korrupt und verschlagen zu charakterisieren, hinterlässt wohl den bittersten Nachgeschmack in dieser Serie. Kurzum: Staffel 3 ist wenig empfehlenswert.
Werner Barg
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe