Opium: Tagebuch einer Verrückten

Film: Opium: Tagebuch einer Verrückten
Länge:
110 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
János Szász
Darsteller:
Ulrich Thomsen, Kirsti Stub?, Zsolt László, Enikö Börcsök, Gyöngyvér Bognár u. a.
Genre:
Drama , Videopremiere
Land:
Ungarn/Deutschland/USA , 2007
Ein paar Kenntnisse über die Geschichte der Psychiatrie und die mitunter grausamen und der Folter gleichzusetzenden Behandlungsmethoden früherer Jahrhunderte, in denen noch mit Hammer und Meisel statt mit Psychopharmaka behandelt wurde, mögen vielleicht hilfreich sein, um die ästhetisch perfekten, aber auch schockierenden Bilder dieses ungarischen Films besser verkraften zu können. János Szász drehte seinen in bester Tradition des ungarischen sozialkritischen Kinos stehenden Film nach den Tagebüchern des Schriftstellers und Neurologen Gésa Csáth, der selbst in der Psychiatrie landete.

Man schreibt das Jahr 1913. Dr. Brenner tritt seine neue Stelle als Anstaltsarzt in einer damals noch als Irrenanstalt bezeichneten psychiatrischen Klinik an. Hier werden neue Behandlungsmethoden „ausprobiert“, die allein der Reputation der Ärzte dienen. Brenner zeigt sich sogleich von der jungen Patientin Gizella fasziniert, die von den anderen als hoffnungsloser Fall gesehen wird. Gizella glaubt sich vom Teufel besessen, leidet unter epileptischen Anfällen und schreibt ihre Visionen und Tagebücher in einer Art und Weise, die weit mehr als nur schriftstellerisches Talent erkennen lassen. Dr. Brenner, der sich selbst relativ erfolglos als Autor betätigt und zudem schwer morphiumabhängig ist, nutzt Gizellas Fähigkeiten schamlos aus, macht sich ihre Arbeiten zu eigen und setzt seine Patientin so unter Druck, dass sie ihn am Ende anfleht, er möge sie doch erlösen und an ihr eine Lobotomie vornehmen. (Ein nicht mehr rückgängig zu machender chirurgischer Eingriff, bei dem die beiden miteinander verbundenen Gehirnhälften getrennt werden.)

So gnadenlos wie sich der völlig abgewrackte Arzt, prominent besetzt mit dem bekannten dänischen Schauspieler Ulrich Thomsen, gegenüber der auf seine Hilfe angewiesenen Patientin verhält, führt auch der Film dieses Psychodrama vor Augen. Er wirkt wie ein Seziermesser, so wie auch die Behandlungsmethoden der Klinik umgekehrt fein säuberlich auf Film dokumentiert werden, und gestattet weder Mitleid mit dem kranken Arzt noch einen letzten Rest von Menschenwürde für die Patientin. Diese Kompromisslosigkeit im Umgang mit dem Thema mag provozieren und Widerstände auslösen. Trotzdem ist die bewusste Selbstzerstörung und Zerstörung von Menschen selten so schnörkellos und erhellend dargestellt worden, zumal neben traditionellen Herrschaftsverhältnissen zwischen Arzt und Patient auch entsprechende Geschlechterrollen in Frage gestellt werden. Kein Film für Zwischendurch und sensible Gemüter.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Anbieter

Verleih-DVDASCOT ELITE Home Entertainment GmbH

Kauf-DVDASCOT ELITE Home Entertainment GmbH

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (23. Woche 2008).