One in a Million
Darum geht es in „One in a Million“:
Ab ihrem siebten Lebensjahr beginnt Whitney Bjerken aus Georgia (USA) regelmäßig Sport zu machen. Mit großem Erfolg! In ihrem Zimmer reiht die Reck-Turnerin eine Trophäe nach der anderen auf. Zunächst nur für den engen Familienkreis stellt sie als Teenagerin die von ihrem Vater gedrehten Filme des Trainings und der Wettbewerbe auf Youtube. Niemals hätte sie mit einem so überwältigenden Interesse gerechnet. Schon bald hat Whitney eine Million Follower auf der ganzen Welt. Eine ihrer großen Fans ist die etwa gleichaltrige Yara Stork aus Neumünster (Deutschland). Auch Yara ist aktive Turnerin, allerdings nicht als Spitzensportlerin in der deutschen Leichtathletik-Elite, sondern als Show-Akrobatin im Sportverein „Die roten Hosen“. Über drei Jahre hinweg hat die Regisseurin Joya Thome mit einem kleinen Drehteam die beiden unabhängig voneinander mit der Kamera begleitet und dabei teils sehr intime Einblicke in ihr Leben erhalten.
Was diese Doku sehenswert macht:
Nach ihrem preisgekrönten ersten Spielfilm „Die Königin von Niendorf“ (2017) wollte Joya Thome ein Projekt machen, das sich mit Sozialen Medien beschäftigt. Bei ihren Recherchen stieß sie auf Whitney Bjerken und Yara Stork, die sich allerdings erst nach den Dreharbeiten persönlich kennengelernt haben. Whitney wusste lediglich, dass Yara eine ihrer größten Fans aus Deutschland ist, denn diese hatte eine Fanseite angelegt – und Whitney mit einfacher Bildbearbeitungssoftware kurioserweise immer mit einer erfundunen Zwillingsschwester dargestellt. Umso spannender ist es im Film nachzuverfolgen, wie stark sich Yara durch die Videoblogs ihres Vorbilds inspirieren ließ.
In diesem Dokumentarfilm erleben wir hautnah mit, wie die anfangs schüchterne Yara immer selbstbewusster wird. Schließlich wird sie in der Lage sein, ihre sexuellen Gefühle einzuordnen und zu kommunizieren: Sie steht eher auf Frauen als auf Männer. Aber Yara ist mit ihren Ängsten und Unsicherheiten nicht allein: Auch Whitney ist von vielen Selbstzweifeln geplagt. Allmählich entdeckt sie als äußerst talentierte Song-Writerin ihre dunklen Seiten und gewinnt am Ende eine selbstkritische Haltung zu ihren Videoblogs, in denen sie sich anders als offline stets optimistisch zeigt. Dass Whitney für ihren Traum, einmal zur Sportelite des Landes zu gehören, neben kontinuierlicher harter Arbeit tägliche Blessuren und Verletzungen in Kauf nimmt, bis hin zu immer wieder notwendigen Operationen, stellt „One in a Million“ von Anfang an klar. Ein sehr ehrlicher und authentischer Film, der weitaus mehr über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und der Selbstverwirklichung vermittelt, als so mancher Spielfilm.
Holger Twele
Anbieter
Filmverleih UCM.One