Nico, 1988

Film: Nico, 1988
Länge:
93 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
18.07.2018
Regie:
Susanna Nicchiarelli
Darsteller:
Trine Dyrholm (Nico), John Gordon Sinclair (Richard), Sandor Funtek (Ari), Anamaria Marinca (Sylvia), Thomas Trabacchi (Domenico) u.a.
Genre:
Biopic
Land:
Italien, Belgien, 2017

Es sind die letzten Jahre im Leben von Nico, einer Ikone der Popkultur, die hier beschrieben werden – aufwühlend, bewegend und zuweilen auch verstörend. Nico, 1938 als Christa Päffgen geboren, war als erstes deutsches Supermodel international unterwegs, wurde von Frederico Fellini als Schauspielerin entdeckt, war die Muse von Andy Warhol, der sie dann als Sängerin an die Kultband „The Velvet Underground“ vermittelte, und begann 1965 erfolgreich ihre Solo-Karriere als Musikerin. Insgesamt produzierte sie elf Solo-LPs. Ihre letzte Live-LP „Nico in Tokyo“ erschien 1987, ein Jahr vor ihrem Tod. Nico pflegte Liebesbeziehungen u.a. zu Jim Morrison, Lou Reed und Alain Delon, mit dem sie einen gemeinsamen Sohn hatte. Obwohl ihn sein Vater nicht anerkannte, wuchs „Ari“ Päffgen ab Ende der 1960er Jahre bei Delons Mutter in der Nähe von Paris auf. Denn schon damals war Nico mit der Erziehung ihres Kindes aufgrund ihrer Drogensucht heillos überfordert.

Das Biopic von der mehrfach ausgezeichneten italienischen Regisseurin Susanna Nicchiarelli beginnt 1986 und schildert wie in einem Roadmovie die letzten Jahre im Leben dieser charismatischen Musikerin, die – einst das blonde Supermodel – sich nun die Haare schwarz färbt, ganz schön zugelegt hat und sich unverhohlen auf dem Klo Drogen spritzt. Es wird gezeigt, wie Nico durch Europa tourt, in Prag eines ihrer intensivsten Konzerte gibt, vom Heroin loskommt und sich um eine Annäherung an ihren inzwischen erwachsenen, selbstmordgefährdeten Sohn Ari bemüht. Der Film endet im Sommer 1988 auf Ibiza mit dem Fahrradunfall von Nico, in dessen Folge sie mit 49 Jahren starb. Zwischendrin finden sich immer wieder schlaglichtartige, schrillfarbene Rückblenden aus ihrem Leben, in denen Originalaufnahmen mit kurzen Spielfilmszenen kombiniert sind. Schonungslos und doch voller Hochachtung nähert sich Regisseurin Susanna Nicchiarelli dieser außergewöhnlichen Künstlerin und erschafft das Bild einer zerrissenen, teilweise gebrochenen, dann aber wieder starken und unbeugsamen Frau auf der Suche nach dem eigenen künstlerischen Ausdruck – auf der Suche nach sich selbst.

Zu den stärksten Szenen gehört wohl jene in einem Prager Club, als Nico bei einem Konzert, 1986 heimlich organisiert von einem jungen Tschechen, in Ermangelung von Heroin auf Entzug ist und sich die Seele aus dem Leib singt – mit ihrer rauen, dunklen, unglaublich traurigen Stimme. Dieses Konzert, bei dem im Hintergrund der Initiator von tschechischen „Sicherheitsorganen“ verhaftet wird, geht tief unter die Haut. Dargestellt wird Nico von der dänischen Schauspielerin, Sängerin und Songwriterin Trine Dyrholm, die 2016 für ihre schauspielerische Leistung in Thomas Vinterbergs Die Kommune mit dem Silbernen Bären der Berlinale ausgezeichnet wurde. Nicht nur, dass sie die Nico mit einem unglaublichen Facettenreichtum spielt, sie singt auch im Film alle Songs von ihr. Eine Meisterleistung!

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Englisch

Untertitel: Deutsch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (41. Woche 2018).