Nichts passiert

Familienvater Thomas möchte einfach nur ein normaler, netter Mann sein und alles richtig machen. So will er mit seiner Frau Martina und der 15jährigen Tochter Jenny unbedingt in den Skiurlaub in die Schweiz, auch wenn beide gar keine rechte Lust haben. Dazu nimmt Thomas auch noch Sarah, die ebenfalls 15jährige Tochter seines Chefs mit. Auf Teufel komm raus ist er bemüht Konflikte zu vermeiden und einfach mit allen einen schönen Urlaub zu haben. Das wird aber gleich am ersten Abend zum Problem, als Jenny und Sarah im Dorf feiern gehen und Thomas am Ende eine verheulte Sarah einsammelt. Dorfjunge Severin hat sie vergewaltigt, so sagt sie, doch sie möchte, dass niemand es erfährt. So ist Thomas genötigt, sich vor den anderen immer mehr in Widersprüche zu verstricken.

Nach zwei romantischen Komödien („Der Freund“, „Die Standesbeamtin“) schlägt der Schweizer Regisseur Micha Lewinsky dramatischere Töne an. „Nichts ist passiert“ ist zwar auch voller absurder Situationen, durch die die Hauptfigur Thomas schlittert, doch die sind eher ernster Natur. Konsequent versucht Thomas, niemand mit Problemen zu belasten und für gut Wetter zu sorgen. Devid Striesow spielt dies so überzeugend, dass man ihn manchmal schütteln möchte. Und auch die Familienkonflikte in der eingeschlafenen langjährigen Ehe und mit der pubertierenden Tochter sind gut beobachtet. Einen etwas schalen Geschmack hinterlässt jedoch, dass es ausgerechnet eine Vergewaltigungsthematik ist, die Thomas' Schwierigkeiten lostritt. Ob die minderjährige Sarah gegen ihren Willen mit dem älteren Dorfjungen Severin Sex hatte oder nicht, scheint zu ernst als Thema, um einfach nur Mittel zum Zweck für Thomas' eigene Turbulenzen zu sein.

Kirsten Loose