Nebel im August
Mit der Romanverfilmung „Nebel im August“ lenkt Regisseur Kai Wessel („Hilde“) die Aufmerksamkeit auf ein Kapitel der NS-Diktatur, das im Kino bislang keine bleibenden Spuren hinterlassen hat. Geschildert werden am Beispiel eines authentischen Falls die grausamen Auswüchse des „Euthanasie“-Programms der Nazis, dem zwischen 1939 und 1944 mehr als 200.000 psychisch kranke und behinderte Menschen zum Opfer fielen.
Im Mittelpunkt des Tatsachendramas steht der Halbwaise Ernst Lossa, ein Teenager, der Anfang der 1940er Jahre als nicht erziehbar eingestuft und in eine süddeutsche Nervenheilanstalt abgeschoben wird. Dort begegnet er nicht nur dem höflichen, aber skrupellosen Klinikleiter Dr. Veithausen, sondern auch der liebenswerten Epileptikerin Nandl, zu der er schon bald ein vertrauensvolles Verhältnis aufbaut. Während Ernst dem Hausmeister der Einrichtung tatkräftig zur Hand geht, beginnt er zu begreifen, dass regelmäßig Patienten getötet werden. Da der aufgeweckte Junge die schreckliche Erkenntnis nicht einfach hinnehmen will, schmiedet er für sich und Nandl nur wenig später einen Fluchtplan.
Erstaunlich ist es allemal, dass das „Euthanasie“-Programm angesichts der Flut an Filmen über die Nazi-Zeit bis jetzt keine große Beachtung gefunden hat. Immerhin zeigt sich auch hier die unfassbare Grausamkeit des NS-Regimes. Hilflose Menschen, die ohnehin Ausgrenzung erfuhren, wurden systematisch umgebracht, da sie der „Volksgemeinschaft“ – so das Hauptargument – nicht als Arbeitskräfte dienen konnten und daher wertlos waren. Die bürokratische Präzision dieses willkürlichen Massenmordes stellt „Nebel im August“ schonungslos heraus. Etwa wenn wir den Klinikchef wiederholt vor ominösen Listen sehen, auf denen er Namen fein säuberlich durchstreicht und damit Menschenleben ausradiert. Die perfiden Ausmaße des Vernichtungsapparates werden auch dadurch greifbar, dass die Macher Veithausen nicht als unmenschlichen Teufel zeichnen. Vielmehr erweist sich der Arzt als ehrgeiziger Unterstützer des Systems, der seinen Patienten dennoch mit Herzlichkeit begegnet. Unheimlich ist allerdings, wie schnell er zuweilen vom einfühlsamen Mediziner zum nüchternen Richter über Leben und Tod mutiert. Ähnlich ambivalent präsentiert sich die Figur des Assistenten Hechtle, dem einige Anweisungen spürbar Gewissensbisse bereiten. Sich ernsthaft aufzulehnen, schafft er jedoch nicht. Im Gegensatz zu Schwester Sophia, die allerdings die Wegschaumechanismen der damaligen Zeit zu spüren bekommt, als sie die Kirche um Hilfe bittet. Den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt der pfiffig-kantige Protagonist, der den Opfern des „Euthanasie“-Programms ein Gesicht gibt und die beklemmende Handlung durch seinen Rebellionsgeist mit kleinen Hoffnungsschimmern versieht. Hoch anrechnen muss man dem Regisseur, dass er die Geschichte nicht auf billige Weise emotionalisiert, sondern einem wohltuend behutsamen Inszenierungsstil vertraut. Eine gute Entscheidung, denn schon die grausige Thematik sorgt dafür, dass dem Zuschauer immer wieder ein Schauder über den Rücken läuft.
Blu-ray-Bildformat:1:2,40/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Dt. f. Sehg.
Untertitel: Dt. f. Hörg.
DVD Extras: Making of, Interviews, Trailer, Dokumentation
Blu-ray Extras: Making of, Interviews, Trailer, Dokumentation
Kinotipp
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
DVD-Bildformat: 1:2,40/16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch DD 5.1/Dt. f. Sehg.
Untertitel: Dt. f. Hörg.
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