Nachbarinnen

Die alleinstehende Dora lebt in einer Leipziger Plattenbausiedlung und fährt Pakete aus. Ihr Leben verläuft ohne besondere Freuden oder gar Höhepunkte. Doch dann steht eines Nachts ihre polnische Nachbarin Jola vor der Tür, auf der Flucht vor der Polizei. Jola glaubt, ihren Chef, den widerlichen Kneipenwirt Bernd, erschossen zu haben. Nur unwillig gewährt Dora der Polin Einlass und lange herrscht zwischen beiden Frauen eine fast unheimliche Distanz. Von der impulsiven, sehr weiblichen Jola aber geht eine Faszination aus, der Dora mehr und mehr erliegt. Dass Jola bald wieder gehen wird, kann sie sich nicht mehr vorstellen. Um ihre neue Freundin bei sich zu halten, verheimlicht Dora, dass sich die Vorwürfe gegen Jola zerschlagen haben, und dramatisiert den Stand der Ermittlungen. Doch umsonst: Jola ist nicht zu halten...

In ihrer Abschlussarbeit an der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen zeichnet Franziska Meletzky ein Bild von einer einsamen Frau, die sich mit strengen, selbst auferlegten Regeln über Wasser zu halten versucht. Schauspielerin Dagmar Manzel ist für die Rolle der Dora wie geschaffen. Es geht schon unter die Haut, wenn sie kurz angebunden und spitz auf „Herzensfragen“ antwortet, wenn sie bei jeder Bewegung in ihrer Wohnung alles sofort wieder gerade rückt oder leise Gefühle nur gegenüber ihren Kakteen zeigen kann. Die Schwäche des Films zeigt sich in der Figur der Jola. Sie bleibt blass und ohne Entwicklung, was nicht an der Schauspielerin Grazyna Szapolowska liegt, sondern ein Manko des Drehbuchs ist. Denn man kann als Zuschauer kaum nachvollziehen, warum Dora ihr verfällt.

DVD-Bildformat: 16:9
Ton: HiFi Stereo, Dolby Digital 2.0
Sprache: Deutsch
DVD-Extras: Entfallene Szenen, Hintergrundinfos, Biografien, Bildergalerie, Original Kinotrailer

Barbara Felsmann