Nach der Revolution

Der Film des preisgekrönten ägyptischen Regisseurs Yousry Nasrallah („El Medina – Die Stadt“, „Das Tor zur Sonne“) setzt ein mit dem 2. Februar 2011, dem Tag, als bei einer Demonstration auf dem Tahrir-Platz im Zentrum Kairos vom Mubarak-Regime irregeleitete Beduinen auf Pferden und Kamelen in die protestierende Menge reiten und diese brutal zusammenschlagen. Bei der „Schlacht der Kamele“ werden Hunderte von Menschen verletzt, Dutzende getötet. Mahmoud ist einer von Mubaraks Reitern. Er wird von aufgebrachten Demonstranten vom Pferd gerissen und verprügelt. Nach den Ereignissen auf dem Tahrir-Platz meiden seine Kollegen und Nachbarn den „Ehrlosen“, Mahmoud verliert die Arbeit, seine beiden Söhne werden in der Schule gemobbt, die Familie steht vor dem Nichts. In dieser ausweglosen Situation lernt Mahmoud eine junge, modern denkende Ägypterin kennen. Reem arbeitet in der Werbebranche, steht kurz vor der Scheidung und ist eine engagierte Vorkämpferin des „arabischen Frühlings“. Außerdem arbeitet sie in einer NGO, die die Einwohner der ärmeren Viertel unterstützen will, so auch in dem Stadtviertel Nazlet El-Samann, in dem Mahmoud lebt. Wie durch ein Wunder entwickelt sich eine Liebesbeziehung zwischen den beiden – eine „Amour fou“, eine unmögliche Liebe über tiefe Gräben hinweg.

„Nach der Revolution“, in dem Yousry Nasrallah die Spielfilmszenen mit Dokumentaraufnahmen aus dieser Zeit verwebt, erlebte seine Premiere 2012 bei den Filmfestspielen von Cannes und war dort für die Goldene Palme nominiert. Er gilt als erster Spielfilm, der sich mit dem Thema „Arabischer Frühling“ beschäftigt. So stehen hier – neben der sehr persönlichen Liebesgeschichte – vor allem die politischen Auseinandersetzungen und Diskussionen im Vordergrund. Dabei werden die Ideale der revolutionären Studenten genauso differenziert und kritisch beleuchtet wie auch die Denkweisen einfacher, unpolitischer Leute, die nicht in den Genuss von Bildung kamen. Yousry Nasrallah urteilt nicht, er stellt dar, wie Unwissenheit und Armut seitens eines autoritären Systems ausgenutzt werden kann. Nun ist dieser Film mit Menna Shalabi („Chaos“) und Bassem Samra, der für seine Rolle des Ali in „El Medina – Die Stadt“ auf dem Filmfest in Karthago als bester Schauspieler ausgezeichnet wurde, auf DVD erschienen und allen ans Herz zu legen, die mehr über die gegenwärtige Situation in Ägypten und den gesellschaftlichen Umbruch in diesem Land erfahren wollen.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1 Sprache: Deutsch Untertitel: Deutsch

Barbara Felsmann