Mulan (2020)

Wenn die Krieger mit Kampfgeschrei und reichlich Schwung an den Stadtmauern hochrennen, dann sind die Gesetze der Physik mal kurz außer Kraft gesetzt. Egal. Film darf das! Packende Action-Szenen wie diese sollen uns hineinziehen in eine Welt, in der alles möglich ist. Auch der Aufstieg einer jungen Kämpferin in einer von Männern dominierten Welt. Darum geht es in „Mulan“ – ein Film wie gemacht für unsere Zeit! Oder nicht?
Ausgerechnet die Gesetze der Physik sind – welch' Ironie – vielleicht das Einzige, auf das noch Verlass ist. Alles andere steht Kopf. Konnte Disney ja nicht wissen, dass 2020 ein katastrophales Veröffentlichungsjahr für „Mulan“ wird. Anfangs sah es so vielversprechend aus: „Mulan“ galt als einer der am heißest erwarteten Kino-Hits des Jahres. Im Frühjahr dann: Verschiebung des Starttermins wegen Corona. Im Sommer: Boykott des Films aufgrund politischer Kontroversen. Inzwischen gilt die rund 200-Millionen-Dollar-Produktion als brutal gefloppt. Doch was sagt das schon über den Film selbst aus? Immerhin wird die Legende von Mulan seit weit mehr als tausend Jahren erzählt – in Form von Balladen, Büchern, Bühnenstücken und Filmen natürlich. Im Kern hat sich die Story also wieder und wieder bewehrt.
Auch Regisseurin Niki Caro erzählt nicht zum ersten Mal die Legende eines Mädchens, das sich gegen die Traditionen ihrer Familie und ihres Volkes auflehnt. Genau davon handelte bereits Caros kleine Filmperle „Whale Rider“ (2001). So ähnlich sich die Geschichten zwar im Kern sind, unterschiedlicher könnten sie in ihrem Look kaum sein. „Mulan“ ist das hohe Budget wirklich anzusehen: Imposante Kulissen, spektakuläre Kampf-Choreos, ganz großes Kino (oder eben Heimkino). Gepaart mit einem rasanten Erzähltempo und Caros Gespür für feinfühlige Momente ergibt sich daraus allen Schlagzeilen zum Trotz ein durchaus sehenswertes Werk – bis hin zum kunstvoll animierten Abspann.
David Lensing
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe