Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit


Das Thema Sterben und Tod wird in unserer Gesellschaft oft totgeschwiegen und ist mit Tabus belegt. Einer, der täglich mit diesem Thema umgeht, ist der Titelheld des britischen Spielfilms „Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“, die zweite Regiearbeit des Produzenten Uberto Pasolini. Mr. May ist ein kleiner Beamter bei der Stadtverwaltung in London. Wenn Menschen in der Stadt anonym versterben, sucht Mr. May nach möglichen Angehörigen. Und wenn er die nicht findet, dann organisiert er auf Staatskosten eine würdevolle Beerdigung. Aus den Hinterlassenschaften der anonymen Toten versucht er sich ein Bild ihres Lebens zu machen. Als oftmals einziger Gast auf der Beerdigung würdigt er dann das Leben der Toten in einer angemessenen Trauerrede.Als Mr. Mays Stelle wegen Sparzwang gestrichen wird, darf er noch einen letzten Fall bearbeiten. In ihn steigert er sich total hinein und bricht sogar mit der ihm üblichen Distanz und Routine. So findet er tatsächlich eine Hinterbliebene, Kelly Stoke (Joanne Froggatt) und in ihr seine große Liebe – vielleicht.
Eddie Marsan, hierzulande besonders durch seine Rolle des Fahrlehrers in Mike Leighs Film „Happy-Go-Lucky“ bekannt geworden, spielt den stillen Staatsbestatter mit großer Intensität. Es gelingt ihm, seiner Rolle des unscheinbaren Mr. Nobody doch von Anbeginn an große Würde und Kraft zu verleihen. Mr. May hat sich ganz in seine Bestatter-Routine eingekapselt. Er funktioniert als Beamter, macht seine Arbeit, folgt seinen Ritualen. Doch innerlich wirkt er erloschen und gestorben. Erst durch die Begegnung mit Kelly öffnet sich Mr. May langsam selbst wieder dem Leben.
Hauptdarsteller Marsan schafft es in Pasolinis Regie diese Ambivalenz der Figur eindringlich und bewegend darzustellen. Joanne Froggatt, bekannt aus der britischen Erfolgsserie „Dowton Abbey“, liefert Masan hervorragende Spielvorlagen als bezaubernde junge Frau, der es gelingt, den vom Tod beherrschten Mann aufzuwecken.
Mr. Mays Wärme und Sorge für die unbekannten Toten, schließlich seine eigene neue Hinwendung zum Leben, gibt Regisseur Pasolini, der auch das Drehbuch schrieb, genügend Anlässe, auf fehlende Emphatie, wachsenden Egoismus und die große Einsamkeit, die in den Großstädten moderner Gesellschaften herrscht, hinzuweisen. Zugleich findet er am Ende mit seinem Darsteller Marsan einen bewegenden, gefühlvollen und auch überraschenden Schluss für die anrührende Geschichte des Mr. May.
Werner Barg
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
DVD-Bildformat: 1:1,85/16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch DD 5.1/Deutsch DD 2.0/Englisch DD 5.1/Englisch DD 2.0
Untertitel: Deutsch
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