Milchwald

Film: Milchwald
Länge:
86 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Christoph Hochhäusler
Darsteller:
Judith Engel, Horst-Günter Marx, Miroslaw Baka, Sophie Charlotte Conrad, Leonard Bruckmann u. a.
Genre:
Drama , Kinder , Märchen , Politischer Film , Road-Movie
Land:
Deutschland, 2003
Manchmal können fordernde Kinder ganz schön nerven, zumal wenn es nicht die eigenen sind und man sich von ihnen überfordert fühlt. Sie deshalb aber einfach auszusetzen, ist so etwas in unserer heutigen Gesellschaft überhaupt denkbar? Sylvia fühlt sich nach der Heirat mit ihrem beruflich viel beschäftigen Mann von ihren beiden Stiefkindern nicht akzeptiert und in der Neubausiedlung in der Nähe der polnischen Grenze isoliert und einsam. Spontan wirft sie nach einem Streit auf einer Einkaufsfahrt ins benachbarte Polen den siebenjährigen Konstantin und die zwei Jahre ältere Lea mitten auf dem Land aus dem Auto und fährt weiter. Als sie kurz darauf an die Stelle zurückkehrt, stellt sie entsetzt und gleichzeitig erleichtert fest, dass die beiden Kinder verschwunden sind. Ihrem Mann gegenüber ist sie am Abend unfähig, den wahren Hergang zu beichten. Während der Vater am nächsten Tag verzweifelt seine Kinder sucht, haben sich diese alleine auf den Weg gemacht. Als es bereits dunkel ist, begegnen sie im Wald dem Lieferanten Kuba Lubinski, der mit seinem Transporter gerade eine Rast einlegte. Er nimmt sich zunächst unvoreingenommen der Kinder an, wittert dann jedoch ein Geschäft, als er erfährt, dass der Vater eine hohe Belohnung auf seine Kinder ausgesetzt hat.

Das vielgelobte Spielfilmdebüt von Christoph Hochhäuser entstand in Kooperation mit dem Kleinen Fernsehspiel des ZDF und ist sein Abschlussfilm an der Münchner Filmhochschule. Sein modernes Märchen für Erwachsene, frei nach den Motiven von „Hänsel und Gretel“, beeindruckt durch seine konsequente klare Bildsprache sowie den fast einsilbig zu nennenden Inszenierungsstil. Hinzu kommen das nahezu dokumentarisch wirkende Spiel der Darsteller und die von der Kamera eingefangenen Momentaufnahmen des Alltagslebens in Polen. Ohne zu psychologisieren, zeigt Hochhäuser die moderne Kleinfamilie als Gefängnis und als Ort des Terrors. Hier sind die Kinder der Willkür emotional überforderter Erwachsener ausgesetzt, können sich aber auch untereinander nicht verstehen und kaum Vertrauen entwickeln. Die Erwachsenen belügen sich selbst genauso wie Lea und Konstantin und sind so unfähig, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, dass der Regisseur erklärte, in seinem Film gehe es eigentlich „um eine stumme Frau und einen blinden Mann“. Ein bestechender, nachdenkenswerter und gesellschaftskritischer Film über emotionale Hungersnot in deutschen Landen und realen Hunger in Polen, dessen teils verstörende Bilder noch lange im Gedächtnis haften bleiben werden.

DVD-Bildformat: 1:1,33; 4:3
Ton: HiFi Stereo, Dolby Digital 2.0
Sprache: Deutsch
Untertitel: Englisch, Französisch
DVD-Extras: Original Kinotrailer

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Anbieter

Verleih-DVDFilmgalerie 451

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (47. Woche 2004).