Mein Sohn
Was dich in „Mein Sohn“ erwartet:
Jason ist 20 und testet gerne seine Grenzen aus - auf dem Skateboard und beim Feiern. Nach einer durchgemachten Nacht hängt er sich zugedröhnt mit seinem Board an einen fahrenden Transporter, hört Musik mit Kopfhörern und sieht ein entgegenkommendes Auto nicht. Mit schwersten Verletzungen kommt Jason ins Krankenhaus. Seine Mutter Marlene ist an seiner Seite, voller Sorge - und doch auch kritisch. „War er eigentlich betrunken?“ ist die erste Frage, die sie stellt, als das Ärzteteam mit ihr über den Gesundheitszustand ihres Sohnes reden will. Auch Jason hält Abstand zu seiner Mutter und findet es vollkommen übergriffig, als Marlene ihm einen Rehaplatz in der Schweiz organisiert. Erst ein Gespräch mit seinem Sponsor (Jonas fährt professionell Skateboard), der Marlenes Engagement in den höchsten Tönen lobt und die Schweizer Klinik als die beste Chance für Jason sieht, lässt ihn innehalten. Da Jonas nicht fliegen darf, fährt Marlene ihn mit dem Auto von Berlin in die Schweiz. Eine nicht einfache Reise beginnt, in der Mutter und Sohn immer wieder aufeinanderprallen.
Was den Film „Mein Sohn“ sehenswert macht:
Der Titel des Films gibt die Perspektive der Geschichte vor. Es ist die Geschichte von Marlene, der Jason mit seinem Erwachsenwerden immer fremder wird. Er wohnt aus Bequemlichkeit zwar noch bei seiner Mum, hat aber sonst kein Interesse, irgendetwas mit ihr zu teilen. Die gemeinsame Fahrt in die Schweiz sieht Marlene auch als Chance, ihrem Sohn wieder näherzukommen. Wenn der sie nur ließe. Es sind eindrückliche Momente, wenn Jason Marlene gegenüber nichts über sein Beziehungsleben preisgibt, Jasons frühere Babysitterin Sarah, die die beiden auf der Fahrt besuchen, jedoch den Namen von Jasons Freundin kennt. Überhaupt lächelt Jason gern Dinge weg, präsentiert seiner Mutter eine Fassade aus Charme und Provokation. Seine Verletzungen trägt er wie Trophäen und gibt sich unverwundbar. Er findet, Marlene sollte das Leben mehr auf sich zukommen lassen und weniger kontrollieren. Und in den Momenten, in denen Marlene besonders bieder und überängstlich agiert, mag man ihm Recht geben. Dass dahinter eine Frau steckt, die früher auch mal anders war, wird sich erst nach und nach vorsichtig entblättern. Jason wird Dinge über Marlene lernen, die ihm nicht bewusst waren.
Es ist die große Stärke des Debütfilms von Lena Stahl, dass sie ihre Hauptfiguren Marlene und Jason als komplexe, widersprüchliche Menschen erzählt und nie für nur einen der beiden Partei ergreift. Manchmal möchte man beide schütteln, manchmal versteht man sie nur zu gut. So erhält auch die allzu bekannte Erzählung als Roadmovie mit verschiedenen Stationen, die Jason und Marlene durchlaufen müssen, ihre Spannung. Wie Anke Engelke und Jonas Dassler als Marlene und Jason sich tastend einander annähern und miteinander ringen, ist emotional berührend, manchmal auch absurd komisch und in jedem Fall sehenswert.
Kirsten Loose
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe