Mein Blind Date mit dem Leben

Kurz vor dem Abitur steht für Saliya Kahawatte plötzlich das Leben auf dem Kopf und sein Traum von einer Hotelfachkarriere entschwindet in grauen Wolken. Denn eine Augenkrankheit schreitet so schnell voran, dass Saliya binnen kürzester Zeit nur noch 5 % Sehkraft hat. Er ist praktisch blind. Während seine Mutter und seine Schwester ihn unterstützen, wo sie können, stempelt ihn das neue Handicap in den Augen seines Vaters zum Versager. Aber Saliya ist vor allem eines: willensstark. Und so managt er nicht nur die Abi-Prüfungen, sondern auch zahllose Bewerbungen bei Hotels. Klar, dass alle absagen, denn niemand traut ihm die vielseitigen und verantwortungsvollen Aufgaben zu, die die Ausbildung zur Hotelfachkraft mit sich bringen. Also verschweigt Saliya seinen Zustand und erhält prompt die Einladung zum Bewerbungsgespräch. Mit Hilfe seiner Schwester gelingt ihm die Orientierung im Haus und tatsächlich wird er genommen. Dass der eher unentschlossen in die Ausbildung gerutschte Max bald bemerkt, was mit Saliya nicht stimmt, ist ein echter Glücksfall. Denn Max unterstützt seinen neuen Freund, der ihn mit seiner Leidenschaft für den Beruf ungewollt fasziniert. Als Saliya auch noch Laura kennenlernt, scheint alles plötzlich perfekt zu laufen. Aber natürlich stellen ihm seine Unklarheiten und Unwahrheiten schon bald ein Bein.

Unglaublich, aber wahr: Saliya Kahawattes Geschichte ist tatsächlich passiert. Nicht genau so wie im Film, wo die Ereignisse zur Komödie verdichtet werden, aber erstaunlich ist das schon. Denn um plötzlich unmöglich scheinende Ziele zu erreichen, sind Leidenschaft, Durchhaltevermögen und Vertrauen zu sich selbst und seinen Freunden nötig. Vor allem davon erzählt Regisseur Marc Rothemund, wobei er auf Leichtigkeit, persönliche Power und Zuversicht seiner Hauptfigur setzt. Umso tiefer stürzt dieser fröhlich-sympathische Held ab, als sein vermeintlich sicher gebautes Lügengebäude zusammenbricht. Die Inszenierung wandelt sich von fröhlicher Heiterkeit zu einer immer bedrohlicher wirkenden Szenerie. Einer Szenerie, in der Freundschaften zwar stützen könnten, die der Held jedoch selbst wieder verlassen muss.

Rothemund bewies sein Talent für komödiantischen Tiefgang, der eher auf der emotionalen als auf psychologischer Ebene funktioniert, bereits mit Groupies bleiben nicht zum Frühstück. Mit Heute bin ich blond wiederum erzählte er schon einmal von der Willenskraft eines jungen Menschen, einen schweren Schicksalsschlag zu meistern. In „Mein Blind Date mit dem Leben“ kombiniert er beides gekonnt: einen Humor, der auch vor Slapstick nicht zurückschreckt, und ernstes persönliches Drama. Ein gutes Händchen beweist er dabei wie immer für die Besetzung: Kostja Ullmann und Jacob Matschenz sind als Saliya und Max ein tolles Schauspiel-Duo, Johann von Bülow als misstrauischer Ausbilder und Alexander Held als gediegener Hotelchef sind den Jungen gegenüber ebenfalls großartig besetzt. Es ist das Kleine im Großen, das die Filme von Marc Rothemund im Gedächtnis lässt. Wer so etwas mag, wird bei diesem Film prima unterhalten. Ganz nebenbei erfährt man übrigens selbst auch allerlei über die eigenen Sinne.


Blu-ray-Bildformat:1:2,40/1080p
Ton: dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Dt. f. Sehg.
Untertitel: Dt. f. Hörg.

DVD Extras: Outtakes, Featurettes, Making of, Interviews, Trailer

Blu-ray Extras: Outtakes, Featurettes, Making of, Interviews, Trailer

Rotraut Greune