Matrix Resurrections
In der Schlussszene von „Matrix Revolutions“, Teil 3 der „Matrix“- Kinoserie, wird das Orakel von der kleinen Sati befragt, ob es irgendwann ein Wiedersehen mit Hauptfigur Neo geben wird. Das Orakel antwortete: „Ja, vermutlich schon. Irgendwann“. Das war 2003. Fast 20 Jahre später ist es nun soweit. Teil 4 der Matrix-Saga startet an Weihnachten 2021 im Kino.
Darum geht es im Film „Matrix Resurrections“:
Der angesehene Videospielerfinder Thomas A. Anderson wird immer häufiger von quälenden und gewalttätigen Phantasien und Alpträumen heimgesucht. Seine düsteren Visionen rühren daher, dass er glaubt, sein erfolgreichstes Computer-Game „The Matrix“ – das nun sogar von der Filmfirma Warner Bros. (!) verfilmt werden soll – könnte nicht nur eine Fiktion sein: Er und wir alle könnten wirklich in der computergenerierten Matrix leben! Dann wäre er auch nur eine Spielfigur mächtiger Maschinen, die den Menschen eine Alltagsrealität im Hirn vorgaukeln, während ihre Körper in Wirklichkeit in riesigen Plantagen gezüchtet werden, um als Energiequelle für die von den Maschinen beherrschte Welt zu dienen. Anderson will diese Vorstellung für sich nicht akzeptieren. Doch die verrückte Idee verfolgt ihn. Weil er als selbstmordgefährdet gilt, sucht er häufig einen Psychiater auf. Auch der erklärt ihm, alles würde sich nur in seinem Kopf, niemals aber in der Wirklichkeit abspielen. Er versorgt seinen verunsicherten Patienten mit blauen Pillen, durch deren Einnahme Anderson stets wieder fester an die Realität der Realität glaubt. Doch dann tauchen immer häufiger Figuren aus seinen Träumen in seiner vermeintlichen Wirklichkeit auf. Schließlich steht er wieder vor der Entscheidung, die rote Pille zu schlucken, um die Wahrheit hinter der Wirklichkeit sehen zu können.
Bis zu diesem Zeitpunkt der Handlung bekommen die Zuschauenden den Eindruck, ein leicht verwandeltes Remake des ersten „Matrix“-Films gesehen zu haben. Da auch eine jüngere Version der Figur des Morpheus gleich zu Beginn des Films auftritt, glaubt man zu ahnen, so etwas wie die Vorgeschichte der Matrix-Geschichte präsentiert zu bekommen. Doch dann kommt es zu einigen entscheidenden Wendepunkten, durch die schnell deutlich wird, dass es sich bei „Matrix Resurrections“ tatsächlich um eine Fortsetzung der Trilogie handelt und es um die Auferstehung von Neo, aber auch von Trinity, gehen wird.
Lohnt sich Teil 4 für dich?
„Matrix Resurrections“ wendet sich ganz deutlich zunächst einmal an die Matrix-Fans, die die anderen drei Filme gesehen haben. Es gibt sehr viele Anspielungen und auch szenische Rückblenden auf wichtige Momente der Matrix-Saga, die aber nur versteht, wer die Filme zuvor kennt. Matrix-Fans werden am Spiel mit den Versatzstücken der Matrix-Filme ihren Spaß haben. Doch die Story-Versatzstücke der früheren Matrix-Filme bilden auch im neuen Matrix-Film wieder nur noch Brücken zwischen den Martial-Arts-Kampf-Sequenzen. Hier setzt sich fort, was schon Teil 2 und besonders Teil 3 beherrschte: Die zweifelsohne toll gemachte Action erschlägt die kluge Umsetzung philosophischer Grundfragen nach Wahrheit und Wirklichkeit. Dies zeichnete allein Teil 1 von „Matrix“ aus. Mit ihm schufen die Wachowskis 1999 einen Erzählmythos, wie es ihn zuvor im populären Genrekino noch nie zu sehen gab. An ihn reichten sie in keinem ihrer Filme wieder heran.
Kurzum: Wer auf gute Action steht, wird auch im neuen, vierten Film der Matrix-Reihe auf seine Kosten kommen. Wer allerdings auf eine Auferstehung des Ideenreichtums aus dem ersten Film hofft, wird leider enttäuscht werden.
Werner Barg
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe