Mary – This is my Blood

Kaum zu glauben – ist das der Abel Ferrara, der Harvey Keitel in „Bad Lieutenant“ Amok laufen und der in „Body Snatchers“ Aliens in einer Kaserne wüten ließ? Ja, genau der, und wenn man genau hinschaut, entdeckt man die Kompromisslosigkeit und Wut, die sich in früheren Filmen in Gewaltausbrüchen ausgetobt hat, auch in dem vielschichtig inszenierten Kinoessay „Mary – This is my Blood“.
Regisseur Ferrara erzählt vom selbstverliebten, abgehobenen Regisseur Tony Childress, der einen provozierenden Jesus-Film gedreht hat, mit sich selbst in der Hauptrolle. Der bigotte Talkmaster Ted Younger möchte den Filmemacher gern in seiner Sendung haben, der Quoten wegen. Mit dabei sein soll die Darstellerin der Maria Magdalena, Marie Palesi. Die jedoch ist seit einem Streit mit Childress im heiligen Land verschollen.

Ferrara tritt mit seinem Film Mel Gibsons „Passion“ kräftig auf die Zehen, ein Anti-„Jesus Christ Superstar“ sozusagen, der die naive, eindimensionale Sicht auf Religion und Tradition parodiert. Ferraras Auseinandersetzung mit dem Thema ist auf der Höhe der Zeit. Wer über Spiritualität, Glauben, Gott und die Menschen redet, kann seine Augen nicht vor Gewalt, Missbrauch, Zweifel und Wut verschließen und nicht vor der Rolle, die die Medien heute auch in diesem Bereich spielen (müssen). Wer bereit ist, Ferrara auf den zunächst oft verschlungenen Wegen der Entwicklung seines Films zu folgen, wird durch einen kreativen und impulsiven Beitrag zu einem Thema belohnt, das nach wie vor die Welt erschüttert – Glauben.

Ferrara wurde für „Mary“ beim Filmfest von Venedig mit fünf Preisen ausgezeichnet, darunter ist auch der Große Spezialpreis der Jury.

DVD-Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch

Albert Schwarzer