Mary - Queen of Scots

Basierend auf dem Roman „Maria Stuart“ von Stefan Zweig hat sich der preisgekrönte Schweizer Regisseur und Drehbuchautor Thomas Imbach in seinem neuen Film der Königin von Schottland und Frankreich, Maria Stuart, 1542 geboren, 1587 hingerichtet, zugewandt. Damit drehte Imbach, der dafür bekannt ist, dass er in seinen Arbeiten („Ghetto“, Lenz, I was a Swiss Banker“, „Day is Done“) immer wieder die Grenzen zwischen Fiktion und Dokumentarfilm auslotet und gern neue Technologien ausprobiert, seinen ersten Historienfilm. Was ihn an dieser historischen Persönlichkeit interessiert, beantwortete er in einem Interview so: „Es hat mich nicht als Schweizer, sondern als Filmemacher und als Regisseur inspiriert. Mary hat intuitiv bei mir angeklopft, als eine Figur, der ich mich verwandt fühle, nicht über das blaue Blut, sondern über ihre Persönlichkeit, ihr Innenleben. (…)Ich sehe bei Mary Eigenschaften, die ich von mir auch kenne, und die heute nicht mehr wahnsinnig en vogue sind. Sie sucht etwas Bedingungsloses. Wir leben in einer Welt, in der man darauf bedacht ist, dass man das, was man investiert, auch zurückerhält. Mary interessiert das nicht, sie wirft sich voll in ihre Leidenschaft hinein. Für mich ist das eine menschliche Qualität, die uns heutigen vernetzten und postmodernen Individuen abhanden gekommen ist. Dieses Archaische des Menschseins ist mir wichtig für die Entwicklung ihrer Figur. Es ist nicht zufällig, dass Mary heute weniger präsent ist als ihre Kontrahentin Elizabeth. Diese ist wie eine moderne Managerin, die auf ein persönliches Leben verzichtet hat und dies mit der Erhöhung der ’Liebe zum Volk’ begründet. Mary war in der Literatur und Musik des 19. Jahrhunderts sehr präsent, im modernen Kino kam sie noch nicht richtig zum Zug. (…) Sie steht für Werte, die es in unserer Welt zu verteidigen gilt, weil es grundmenschliche Qualitäten sind; sich hinzugeben, sich nicht nur auf die messbaren Resultate des eigenen Tuns zu konzentrieren“.

In Deutschland ist Imbachs Film mit der 20-jährigen Newcomerin Camille Rutherford in der Rolle der Mary nun als DVD-Premiere erschienen. Das für einen Historienfilm mit nur vier Millionen Schweizer Franken preiswert produzierte Drama zeichnet sich durch eine ganz besondere Kameraführung aus. Obwohl ausschließlich in der Schweiz gedreht, vermag es Kameramann Rainer Klausmann, auf kunstvolle Weise eine typisch schottische Atmosphäre herzustellen. Zudem werden seine immer wieder eingeblendeten Fahrten über zerklüftete, dunkle Landschaften zu einem Sinnbild für Marys innerer Befindlichkeit beziehungsweise für die gesellschaftliche Situation im Lande. Das allein ist schon beeindruckend zu sehen, aber auch die intimen Innenszenen sowie die Kostüme sind mit großer Sorgfalt hergestellt und aufgenommen, so dass – trotz der Sparsamkeit – die Erwartungen der Zuschauer an einen Historien- und Kostümfilm nicht enttäuscht werden. Die Figur der Mary wird zwar überzeugend und in einer gewaltigen emotionalen Bandbreite auf die Leinwand gebracht, allerdings bleiben viele Fragen bezüglich der historischen Persönlichkeit Maria Stuart und ihrer politischen Bedeutung offen. Hier setzt Regisseur Thomas Imbach genauere Kenntnis voraus. Ein guter Anlass also, mal Stefan Zweigs Roman aus dem Jahr 1935 zu lesen!

Blu-ray-Bildformat:1080p
Ton:dts HD 5.1
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1/Englisch/Französisch/Mehrsprachig dts HD 5.1

Barbara Felsmann