Mammut

Der sich alternativ gebende New Yorker Geschäftsmann Leo verdient sein Geld mit einer Website für Spiele im Internet. Als er für einen Vertragsabschluss mit seinem Partner Bob nach Thailand reist und sich die Vertragsunterzeichnung verzögert, macht Leo einen Kurzurlaub an der Küste und lernt die junge Prostituierte Cookie kennen. Unterdessen kämpft seine Frau Ellen in New York als engagierte Notärztin gerade um das Leben eines Latinojungen, der von der eigenen Mutter niedergestochen wurde. Leos und Ellens gemeinsame achtjährige Tochter Jackie wird von dem philippinischen Kindermädchen Gloria aufgezogen. Im Gegensatz zu den leiblichen Eltern findet sie genügend Zeit und Aufmerksamkeit für Jackie, muss dafür aber ihre beiden eigenen Söhne in der Heimat vernachlässigen. Als ihr jüngster Sohn Salvador die Rückkehr der Mutter beschleunigen möchte, indem er sich etwas Geld verdient, gerät er an einen ausländischen Sextouristen, der den Jungen schwer verletzt.

Spielten Moodysons gesellschaftlich bereits stark engagierte Filme „Raus aus Amal“ und „Lilya 4Ever“ noch in einem überschaubaren Rahmen mitten in Europa, so entfalten sich in „Mammut“ individuelle Schicksale nun in einer globalisierten Welt zwischen New York, Thailand und den Philippinen. Alles scheint irgendwie und untrennbar miteinander verbunden, vom Warenhandel über den Dienstleistungssektor bis zur Wahl des Urlaubslandes, der Kinderbetreuung und der Altenpflege. Das theoretische Wissen darüber ist zumindest in westlichen Industrienationen längst vorhanden. Moodysson macht dieses diffuse Wissen mit seinem Film vielleicht etwas plakativ, aber doch mit eindringlichen, mal eher drastischen, aber auch sehr poetischen unaufdringlichen Bildern und Tönen sinnlich erfahrbar, ohne zugleich einfache Lösungen anzubieten. Der gegen den Film erhobene Vorwurf, nicht genügend in die Tiefe gegangen zu sein, greift allerdings nicht. Die angerissenen Fragestellungen werden von den Figuren zwar allenfalls instinktiv beantwortet, aber sie ersparen dem Publikum nicht die Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken der Globalisierung. Es geht um unbequeme Wahrheiten und nicht darum, ob der Regisseur allzu stark in die Klischeekiste gegriffen haben könnte.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch, Mehrsprachig, Tagalog, Thai
Untertitel: Deutsch

Holger Twele