Malak - Mein Gesetz ist die Familie
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Hannover als Stadt der harten Gangster – das ist neu in der Filmlandschaft. Autodidakt Timo Hinkelmann versucht sich bei seinem ersten Langfilm als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent an einem Kiezdrama.
Baba stammt aus Mali, er versucht mehr schlecht als recht die drei Kinder und seine Frau Mariam durchzubringen. Die Jungs Malak und Kazim treiben sich auf den Straßen herum, während Babas ganzer Stolz die kleine Tochter, seine „Prinzessin“ ist. Mit der Mutter streitet er, seit er eine Menge Wettschulden angehäuft hat. Als die Geldeintreiber zu Hause auftauchen, kommt es zu einer Verkettung tragischer Umstände und Malak verliert sein Leben. Darüber zerbricht die Familie. Jahre später: die Mutter hat die Familie verlassen, Baba säuft, Zhara geht anschaffen und Kazim treibt verloren durch kriminelle Kreise. Revierstreitigkeiten zwischen arabischen und afrikanischen Clans, zwischen Zharas Zuhälter Burak, einem kleinen Giftzwerg mit großem Männlichkeitsgehabe, und seinen Konkurrenten, bestimmen die Nächte. Als Zhara einem Freier aus Kazims Umfeld ihre Dienste verweigert, eskalieren die Ereignisse.
Die erste Episode zeigt die Vergangenheit der Brüder als Kinder in überhöhten schwarz-weiß Bildern. Hier gelingen einige stimmige Momentaufnahmen. Auf den Straßen der Stadt oder in einer für Kazim traumatischen Szene, als der Vater ihn in das Wasser eines Sees wirft, das er so fürchtet. Die Gegenwart ist farbig, aber entweder neonhell an den unwirtlichen Orten des Milieus oder in dunkle Nachtbilder getaucht. In diesem Abschnitt des Films bleiben interessante Filmbilder aber leider gänzlich auf der Strecke. In Hannovers Halbwelt tummeln sich die verschiedenen Ethnien, Türken, Araber, Afrikaner. Sie fuchteln mit Waffen, überfallen kleine Läden oder machen sich gegenseitig das Leben schwer. Viele Dialoge wirken hölzern durch zu viel Straßenslang und auch die Dramaturgie wankt holprig durch das allzu gewollt dramatisierte Geschehen. Der Regisseur möchte großes Kino machen, schlüssige Inneneinsichten in die Motivationen der Figuren bleiben aber aus. Warum geht die Mutter fort, warum die Schwester anschaffen? Warum sind die Geschwister derart zerstritten und versöhnen sich im nächsten Moment? Warum trägt jeder ganz selbstverständlich eine Waffe und setzt sie auch ein? Nach einer Spirale der Gewalt findet Kazim Trost im Zusammenhalt der Familie, so zerrüttet sie auch sein mag, und in der Religion. Für diese Wendung hätte sich Hinkelmann mehr Zeit lassen sollen. Denn es sind nicht diese Bilder, die nachwirken, sondern vor allem solche, die selbstverständliche Gewalt sowie Männlichkeitsgesten um Ehre und Familie zeigen.
Christiane Radeke
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch