Love, Simon
Das achtzehnte Lebens- und letzte Schuljahr ist für viele eines der aufregendsten Jahre ihres Lebens. Auch Simon spürt, dass er in diesem Jahr die Weichen für seine Zukunft stellt und dass er diese Mischung aus Vertrautem und Aufbruchsstimmung noch einmal so richtig genießen sollte. Eigentlich scheint das nicht schwer: Seit Ewigkeiten zieht er mit Leah und Nick als eingeschworene Clique durchs Leben und seit wenigen Monaten gehört auch Abby dazu, die gerade erst in die Gegend gezogen ist. Simons Eltern lassen ihm die möglichen Freiheiten, die schulischen Leistungen sind eher gut und so steht einer tollen Zukunft offenbar nichts im Wege. Aber Simon schleppt ein Geheimnis mit sich herum, seit er 13 Jahre alt ist: er ist schwul und das wissen weder seine Familie noch seine allerbesten Uralt-Freunde. Als er im Blog der Schule eines Tages den Beitrag von „Blue“ liest, der sich als schwul outet, wendet sich das Blatt. Simon antwortet auf den Beitrag und bald schreiben sich „Jacques“ und „Blue“ fast täglich offene, ehrliche Mails. Endlich gibt es jemanden, der Simon versteht und dieses Glück kann er kaum fassen. Im Überschwang vergisst er eines Tages, seinen Mail-Account am Schul-PC zu schließen und sein Mitschüler Martin, ein Außenseiter, erpresst ihn daraufhin mit den Mails. Denn Martin ist unglücklich in Abby verliebt und hofft, dass ihm Simon helfen kann, sie zu erobern. Um seinen neu gewonnenen fremden Freund nicht zu verlieren, lässt sich Simon darauf ein.
„Love, Simon“, die Verfilmung eines Jugendromans, scheint auf den ersten Blick eine klassische Highschool-Liebesgeschichte mit allen Zutaten, die dazugehören. Simon sieht gut aus, seine Freunde sind cool, die Dialoge auf dem Punkt und die Probleme eigentlich lösbar, wären da nicht die alterstypischen Hemmungen der Hauptfigur. Aber das ist eben nur der erste Blick und bereits nach den ersten Minuten weiß man, dass Galgenhumor für Simon die einzige Möglichkeit zu sein scheint, mit seiner Homosexualität umzugehen. Gerade die, äußerst gelungen inszenierten, Versatzstücke einer Highschool-Komödie verleihen Simons Geschichte psychologische Tiefe. Ob „E-Mail für dich“, „10 Dinge, die ich an dir hasse“ oder „Gregs Tagebuch“, als Zuschauer erkennen wir die emotionalen Wendungen wieder. Hätte Simon nicht ein gesellschaftlich bedeutendes Geheimnis, er hätte nicht einen Deut andere Probleme als andere Jugendliche. Doch sein Geheimnis wiegt Tonnen und das macht Berlanti sehr schnell deutlich: An Simons Schule hat sich ein Sechzehnjähriger vor einiger Zeit als Transsexueller geoutet und Simon wird täglich vor Augen geführt, welches Selbstbewusstsein nötig ist, um all die boshaften Anfeindungen auszuhalten. Sein eigenes Selbstbewusstsein wächst zwar durch den Chat mit Blue, gleichzeitig wird ihm aber immer mehr bewusst, welcher Schritt ihm noch bevorsteht. Während Berlanti seine innere Zerrissenheit temporeich und pointiert zuspitzt, spürt der Zuschauer Simons wachsende Verliebtheit in den Unbekannten immer stärker und wird wie er immer neugieriger darauf, wer „Blue“ ist.
Dass Berlanti dabei auch noch einen Blick für die Nöte des Außenseiters Martin hat und seine lächerlichen Bemühungen um Erfolg in der Liebe tatsächlich in nicht-lächerliche Bahnen lenkt, ist ein weiterer Pluspunkt des Films. Ganz abgesehen vom großartigen Hauptdarsteller Nick Robinson, dessen schauspielerische Leistungen Katherine Langford, Alexandra Shipp, Jorge Lendeborg Jr. und Logan Miller wunderbar begleiten. „Love, Simon“ ist vielleicht am ehesten vergleichbar mit „Vielleicht lieber morgen“, denn genau wie dieser Film rührt er an die tiefe Verwundbarkeit und die enormen Höhenflüge Fast-Erwachsener ohne ihre Sehnsüchte und Individualitäten zu verraten.
DVD Extras: Entfallene Szenen, Featurettes, Audiokommentar, Trailer, Bildergalerie
Blu-ray Extras: Entfallene Szenen, Featurettes, Audiokommentar, Trailer, Bildergalerie
Rotraut Greune
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Engl. f. Hörg.