Like Someone in Love (OmU)
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Akiko ist tagsüber Sozialogiestudentin an der Uni in Tokio, nachts trifft sie sich als Edel-Prostituierte mit älteren Herren. Ihr eifersüchtiger Freund Noriaki darf selbstverständlich nicht von ihrem Doppelleben erfahren. Akiko lässt sich zu einem Treffen mit Herrn Takashi überreden, dabei ist sie übermüdet vom lernen. Noch dazu muss sie ihre liebevolle Großmutter versetzen, die ihretwegen für einen Tag in die Großstadt kommt. Die überraschende Freundlichkeit des alten Soziologieprofessors Takashi dringt nicht zu Akiko vor. Dieser möchte mit dem jungen Mädchen essen, reden, Nähe teilen. Aber Akiko legt sich in sein Bett und schläft. Der alte Herr wird zu ihrem Beschützer, aber als der Automechaniker Noriaki schließlich hinter Akikos Geheimnis kommt, spitzen sich die Ereignisse zu.
Nach Problemen mit der Zensur dreht der iranische Meisterregisseur verstärkt im Ausland, zuletzt in Frankreich „Die Liebesfälscher“. Sein neuer Film wird geradlinig erzählt, trotzdem durchzieht alles eine rätselhafte Stimmung, die selbst banale Alltagsmomente überhöht und existenziell erscheinen lässt. Glasscheiben spielen eine wichtige Rolle – nicht nur visuell indem sie immer wieder die sorgfältig komponierten Bilder strukturieren – sondern auch narrativ. Innen und Außen spiegeln sich ständig, die Menschen sind nicht, wer sie scheinen. Eine brave Studentin verdingt sich als Callgirl, ihr Freier wird zum zugewandten Freund, den alles außer Sex interessiert. Für den Freund spielt er den Großvater. Unterstrichen wird diese Doppelbödigkeit durch Aktionen, die nur angedeutet werden, da sie außerhalb des Bildfeldes stattfinden. Eine poetische, zeitgemäße Reise durch Tokio über familiäre Entfremdung und Selbstentwürfe, über menschliche Beziehungen, die niemals einfach, immer komplex sind. In einer der stärksten Szenen umrundet Akiko mit Tränen in den Augen im Taxi immer wieder den Platz, an dem vergeblich ihre Großmutter wartet. Treffender kann die innere Isolation der Heldin nicht visualisiert werden. Der Film ist im japanischen Original mit Untertiteln veröffentlicht. Lässt sich der Zuschauer auf die unaufgeregte Erzählweise ein, wird er mit einem impressionistischen cineastischen Erlebnis belohnt, in der die meisterlich komponierten Bilder mehr erzählen als die wortreichen Gespräche der drei Personen dieses unkonventionellen Liebes-Dreiecks. Der Titel referiert auf den gleichnamigen Jazzsong, hier in der sehnsüchtigen Version von Chat Baker und Ella Fitzgerald, der bezeichnend ist für die zärtliche Sympathie des Regisseurs für seine drei Hauptcharaktere.
Christiane Radeke
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
DVD-Bildformat: 16:9
Sprachen: Japanisch DD 2.0
Untertitel: Deutsch
Anbieter
Kauf-DVDabsolut Medien