Leto

Film: Leto
Länge:
124 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 12 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
08.11.2018
Regie:
Kirill Serebrennikov
Darsteller:
Teo Yoo (Viktor Tsoi), Roman Bilyk (Mike Naumenko), Irina Starshenbaum (Natasha Naumenko) u. a.
Genre:
Drama , Musikfilm
Land:
Russland, Frankreich, 2018

Während das Biopic Bohemian Rhapsody als am heißesten erwarteter Musikfilm 2018 in diesem Jahr von sich reden macht, gilt der russische Genrevertreter „Leto“ des Regisseurs Kirill Serebrennikov eher als Geheimtipp. Dabei handelt dieser Film von einem Mann, der in der Sowjetunion der 1980er Jahre so bekannt war, wie zur gleichen Zeit jenseits des Eisernen Vorhangs der Queen-Frontmann Freddie Mercury. Die Rede ist von Viktor Tsoi.

Es ist ein unscheinbarer, junger Mann, der mit seinem Kumpel und einer Klampfe am Seeufer auftaucht. Dort hängt gerade der Musiker Mike mit seiner Frau Natasha samt einer Entourage aus Fans und Band-Mitgliedern ab. Sie feiern das Leben, tanzen und trinken. Mike genießt bereits eine gewisse Prominenz – und so haben auch Viktor und sein Kumpel diesen namhaften Mann gezielt aufgesucht, um ihm ihre eigene Musik zu präsentieren. Auf diese Weise tritt Viktor Tsoi in das Leben von Mike und Natasha. Während Mike sofort das Talent des jungen Mannes erkennt, erliegt Natasha dessen Charisma. Es kommt, wie es kommen muss, zu Annäherungen – doch nicht, wie man es erwarten würde. Stattdessen porträtiert das Biopic „Leto“ ein musisches Dreiergespann, das in aller Ruhe und stets in gegenseitigem Respekt versucht, Kunst und Liebe in Zeiten der Unterdrückung auszuleben. So sehr die Sowjetunion auch versucht, dem Rock'n'Roll Einhalt zu gebieten – so können sie den Aufstieg des Ausnahme-Musikers Viktor Tsoi doch nicht stoppen. Binnen weniger Jahre wird er zur Galionsfigur einer ganzen Generation.

Der Rest ist Geschichte, könnte man sagen. Seit dem Durchbruch Viktor Tsois zu einer der größten Rock-Ikonen Russlands ist dessen Leben vergleichsweise gut dokumentiert – doch der Film beleuchtet noch die jungen, „dunklen Jahre“ kurz vor diesem Durchbruch. Dementsprechend sollte man diesen Film nicht nach seiner historischen Akkuranz bewerten, sondern als eine Art Charakterstudie mit Schwung. Da wechseln sich Szenen zarter Zweisamkeit ab mit Musikvideo-Einlagen voller animierter Elemente. Hin und wieder bricht Farbe in den Schwarzweiß-Film ein – und auch in manch anderer Hinsicht haben sich die Kreativen hinter diesem Projekt ästhetisch ausgetobt.

Visuell ist das Gesamtwerk stimmig: Schöne Aufnahmen, starke Lichtsetzung, passender Schnitt mit gekonntem Wechsel des Tempos. Der Stilmix trägt auch über die Gesamtlaufzeit von über 2 Stunden, so dass der Film nicht zäh wird – sofern man Interesse an den leisen, bescheidenen Hauptfiguren hat. Das Schauspiel aller Beteiligten ist ganz wundervoll, allerdings weit entfernt von jeder Freddie-Mercury-Exzentrik. Es gibt Randfiguren, die mit ihrer flippigen Art die Grenzen des staatlich Gestatteten ertasten. Ansonsten darf man sich hier auf ein feinfühliges Liebesdrama einlassen. Unter Kennern jener musikalischen Szene – dem Rock'n'Roll in der Sowjetunion Anfang der 1980er Jahre – ist „Leto“ wohlgemerkt umstritten: Der Film fange nicht die damalige Lebenswirklichkeit ein, heißt es seitens mancher Zeitgenossen. Damit wäre „Leto“ weniger ein historisches Biopic, als recht frei erdachtes – und zum Teil von der „echten“ Natalia Naumenko erinnertes – Stück über die Freiheit und die Liebe zum Menschen und zur Musik im Allgemeinen. Auch gut. Sehr gut sogar. 

Weitere Angaben

Filmtyp: S/W-Farbe

Sprachen: Deutsch, Russisch

Untertitel: Deutsch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (15. Woche 2019).