Lenin kam nur bis Lüdenscheid

Richard David Precht, geboren 1964, wuchs mit vier Geschwistern und politisch linken Eltern in der westdeutschen Provinz des Bergischen Landes auf. Während in den Familien anderer Kinder konsumorientierte Aufbaustimmung herrschte, verachteten Richards Eltern den Kapitalismus und alles, was mit ihm zusammenhing: den amerikanischen Imperialismus, den Vietnam-Krieg, Coca-Cola, Hollywood, Fernsehserien und Fantasialand. Dafür adoptierten sie zwei Babys aus Vietnam und glaubten an die Verheißungen des Sozialismus, an die DDR, SDAJ-Pfingstcamps und Kinderolympiaden, an Degenhardt-Lieder und die anti-autoritäre Erziehung, deren Umsetzung allerdings nicht immer konsequent war. 25 Jahre linke deutsche Geschichte werden humorvoll ausgegraben, auseinandergepflückt und zusammengesetzt, aus dem Blickwinkel eines Kindes betrachtet und aus der Erinnerung des heute erwachsenen Schriftstellers Precht kommentiert. "Lenin kam nur bis Lüdenscheid" ist ein witziges Zeitdokument, bei dem eigentlich sehr private Ereignisse mühelos den Stellvertreter für ein idealistisches, ideologisch verklärtes Kapitel westdeutscher Geschichte stellen. Precht, seine Geschwister und sein Vater kommentieren ihr damaliges Familienleben mit Sinn für Humor und heute distanzierter Abgeklärtheit, ohne dass die Kritik der damaligen Generation an der Gesellschaft an politischer Schärfe verliert. Aus der Verbindung alter Dokumentaraufnahmen, Super-8-Filme und Fotos mit heutigen Bildern und der Kenntnis der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung entsteht dabei ein eigenwilliger Charme, der einen wenig beachteten Teil der deutschen Geschichte nachhaltig ins Bewusstsein zurückholt. DVD-Bildformat: 16:9 Ton: HiFi Stereo, Dolby Digital 2.0 Sprache: Deutsch DVD-Extras: Interviews, Trailer

Rotraut Greune