L'Apparition - Die Erscheinung
Der vielfach César-nominierte, französische Drehbuchautor und Regisseur Xavier Giannoli stellt in seinem neuen Film die Glaubensfrage – und schickt seinen Protagonisten auf die Suche nach handfesten Antworten, vielmehr: Beweisen. Denn „Die Erscheinung“ ist Drama und Detektivfilm in einem. Die Hauptrollen spielen Vincent Lindon und Gallatéa Bellugi. Letztere wurde für die Rolle der erleuchteten Anna ihrerseits mit einem César nominiert, als „Beste Nachwuchsdarstellerin“.
Jacques Mayano ist ein renommierter Reporter, der zuletzt aus dem Syrienkrieg berichtete – und bei dem Einsatz einen langjährigen Kollegen verlor. Noch sichtlich angeschlagen von den traumatischen Ereignissen, stürzt sich der Workaholic direkt in den nächsten Auftrag: Ein Bischof aus dem Vatikan bittet Mayano zu sich nach Rom, in einer vertraulichen Angelegenheit. Vor Ort wird der Journalist prompt nach seiner Gläubigkeit gefragt. Mayano verneint – und bekommt trotzdem, oder gerade deshalb folgende Mission: Er soll als Teil einer Kommission, der auch Priester und eine Psychiaterin angehören, einen Vorfall in Südfrankreich untersuchen. Dort will ein Mädchen namens Anna eine Marien-Erscheinung erlebt haben und wird infolgedessen bereits wie eine Heilige verehrt. Die kirchlichen Auftraggeber wollen wissen: Handelt es sich bei der Erscheinung tatsächlich um ein Wunder oder um Betrug?
Die Geschichte erinnert an Dominik Grafs „Das Gelübde“ (2007), in dem es ebenfalls um eine Gläubige mit Visionen und die Untersuchung derselben geht – allerdings im Jahre 1818. Als spannende Prämisse siedelt „Die Erscheinung“ den Umgang mit übernatürlichen Phänomenen in unserer Gegenwart an. Kein Wunder, dass der Journalist da irritiert nachhakt, als in der Untersuchungskommission von einem „Exorzisten“ die Rede ist: Ja, jede Diözese beschäftige noch Exorzisten. Kaum ist das geklärt, geht’s mithilfe des Internets sowie medizinischer und forensischer Mittel an die Arbeit.
Mit dem seelisch geplagten, professionell zweifelnden Journalisten Mayano hat Giannoli eine interessante Hauptfigur für das Sujet seines Films geschaffen und führt sie hoch effizient ein: Binnen weniger Minuten sitzt er als fürs Publikum bereits klar gezeichneter Charakter im Vatikan und bekommt seinen Auftrag. Fortan entfaltet sich ein leise und langsam erzählter Plot voller Vermutungen und Verdächtiger rund um die charismatische Hauptdarstellerin: Gallatéa Bellugi spielt Anna als rätselhafte Heldin, zerrissen zwischen inneren Überzeugungen und äußeren Beeinflussungen. Mayano dabei zu folgen, Annas Geheimnisse zu ergründen, ist bis zur letzten Szene spannend – trotz des zuweilen sehr gemächlichen Erzähltempos.
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch