La León

In schwarz-weiß und mit langen, ruhigen Einstellungen hat der in Frankreich lebende argentinische Regisseur Santiago Otheguy seinen Film „La León“ gedreht, für den er auch das Drehbuch schrieb.
„La León“ – so heißt ein Fährboot, das den Menschen im von der Zivilisation nahezu vergessenen Paraná-Delta, nördlich von Buenos Aires die Verbindung zur Welt ermöglicht. Sein Besitzer ist Turu, ein untersetzter, kräftiger Mann, dessen Körper an einen Schildkrötenpanzer erinnert. Und tatsächlich scheint er sich „eingepanzert“ zu haben, Gefühle jedenfalls lässt er weder bei sich, noch bei anderen zu. Im Gegenteil: Er spielt sich als „Beschützer“ der Inselbewohner auf, spioniert jedem nach und hetzt gegen alles Fremde. Vor allem auf Alvaro, einen jungen, schweigsamen Mann, der alte Bücher restauriert, hat er es abgesehen. Alvaro lebt allein in einem heruntergekommenen Haus am Fluss und ist ängstlich darauf bedacht, seine Homosexualität zu verbergen. Turu aber beschimpft ihn öffentlich als „Schwuchtel“ und tut Alvaro schließlich Gewalt an. Der wehrt sich nicht. Aber andere, die Turu schikaniert hat, rächen sich an dem selbsternannten „Ordnungshüter“.

„La León“ lebt von den eindringlichen, fast hypnotisch wirkenden Bildern, die Kamerafrau Paula Grandio in dieser archaisch anmutenden Flusslandschaft eingefangen hat. Die Geschichte wie auch die Konflikte werden nur angedeutet, nie in Gänze ausformuliert, so dass das Gesehene mehrere verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zulässt. Dafür bietet dieser Film, der sicher keine leichte Kost ist, viel Raum für eigenes Nachdenken und Nachempfinden.

DVD-Bildformat: 16:9
Sprache: Spanisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Kurzfilm, Trailer

Barbara Felsmann