Kleine graue Wolke

Der Arzt, der Sabine Marina die Diagnose Multiple Sklerose stellte, nannte es eine kleine graue Wolke an ihrem blauen Himmel, doch für die Betroffene selbst war es ein furchtbares Gewitter. Denn die Krankheit „mit den 1000 Gesichtern“ selbst ist bis heute nicht heilbar, sie ist in ihrer Entwicklung auch nicht vorhersehbar. Manche Menschen leben mit dieser Autoimmunerkrankung, die körpereigene Nervenzellen angreift, über viele Jahre hinweg ohne große Beeinträchtigung, andere wiederum können schon bald nicht mehr laufen oder sprechen. Um ihre Ängste vor dieser heimtückischen Krankheit in den Griff zu bekommen, beschließt Sabine Marina, einen Film über sich und ihre Krankheit zu drehen, statt diese ihrem Lebensumfeld gegenüber zu verheimlichen. Auf ihrem Weg zurück ins Leben begegnet sie ebenfalls von der Krankheit betroffenen Menschen und erfährt von ihnen, wie diese mit ihrer Krankheit und mit ihrer teilweise bereits erheblich fortgeschrittenen Behinderung umgehen. Es sind berührende Begegnungen, die Sabine Marina schließlich ermutigen, sich nicht mit ihrem Schicksal abzufinden, sondern ihr Leben selbstbewusst und zuversichtlich wieder in die eigene Hand zu nehmen und aus dem Gewitter eine kleine graue Wolke zu machen.
Für ihre ganz persönliche Auseinandersetzung mit der Krankheit hat Sabine Marina eine bemerkenswerte filmische Form gefunden und bei der Wahl ihrer Interviewpartner nicht nur ein gutes Gespür, sondern vielleicht auch etwas Glück gehabt. Denn wie sie selbst in ihren Off-Kommentaren waren auch diese vor der Kamera bereit, sich mit ihren Stärken und Schwächen in bewundernswerter Offenheit zu zeigen und uneingeschränkt zu vermitteln, dass ein Leben mit starken Behinderungen lebenswert ist und eigenverantwortlich geführt werden kann. Neben diesen faszinierenden Einblicken hinter die üblichen Mauern des Schweigens gelingt es dem Film, mit symbolischen und poetischen Bildeinstellungen die Gefühlswelt der Protagonistin zu visualisieren, etwa wenn sie in mehreren Szenen fast reglos im Watt liegt. Besonders gelungen ist auch die Musik von Julia Bossert, die für sich schon hörenswert ist und dem Film zusätzliche Tiefe verleiht.
Holger Twele
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
DVD-Bildformat: 1:1,78/16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch DD 5.1
Anbieter
Kauf-DVDLighthouse Home Entertainment