Kim hat einen Penis

Film: Kim hat einen Penis
Länge:
86 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
13.06.2019
Regie:
Philipp Eichholtz
Darsteller:
Martina Schöne-Radunski (Kim), Christian Ehrich (Andreas), Stella Hilb (Anna), Matthias Lier, Lana Cooper
Genre:
Komödie
Land:
Deutschland, 2019

Kim arbeitet als Pilotin und nutzt einen Stopp in der Schweiz, um sich dort in einer Klinik einem neuartigen Operationsverfahren zu unterziehen. In kürzester Zeit bekommt sie einen Penis, den sie nun vier Monate lang ausprobieren kann, um sich dann endgültig dafür oder dagegen zu entscheiden. Ihren Freund Andreas in Berlin stellt sie damit vor vollendete Tatsachen. Der ist verunsichert und reagiert erstmal damit, die Küche zu renovieren. Dann zieht auch noch Kims beste Freundin Anna vorübergehend ein, nachdem ihr Freund eine andere geschwängert hat. Dabei wünscht sich Anna selbst ein Kind von ihm. Und dann ist da noch Kims Bruder Tim, der mit seiner schwangeren Freundin heftig an der eigenen Familiengründung arbeitet und seine Schwester ebenfalls gern im Eigenheim und mit Kindern sehen würde.

Als Quereinsteiger ohne Filmstudium ist Philipp Eichholtz beim Filmemachen gelandet. Sein Output ist dabei beachtlich. „Kim hat einen Penis“ ist Eichholtz' fünfter Film in zehn Jahren. Dass der Filmemacher keine Unterstützung von Filmförderung und Sendern bekommt, empfindet er dabei nicht unbedingt als Nachteil, denn es ermöglicht ihm, schneller zu arbeiten. Und seine Filme sind gern gesehen, wie Teilnahmen beim Max-Ophüls-Preis, der Berlinale und im Fall von „Kim hat einen Penis“ dem Filmfest München beweisen. Frische, spielfreudige Schauspieler und Lust, sich einfach auszuprobieren, kennzeichnen auch seinen aktuellen Film. Besonders probierfreudig ist Protagonistin Kim und stellt damit ihr Leben und das ihres Freundes Andreas auf den Kopf: Sie hat auf einmal einen Penis. Aus einer Laune heraus. Einfach weil sie neugierig darauf war. Während sie als Pilotin Karriere macht und gerade befördert wird (ist es Zufall oder Ironie des Schicksals, dass dies damit zusammenfällt, dass sie nun einen Penis hat?), scheint Andreas eher der softe häusliche Typ. Ein wenig spielt „Kim hat einen Penis“ mit der Geschlechterthematik, Rollenzuordnungen und der Frage, wie man zu sein hat. Dies in Form einer Komödie zu machen, die mit einer absurden Ausgangssituation beginnt, ist eigentlich ein vielversprechender Ansatz. Doch Philipp Eichholtz scheint es nicht zu interessieren, tiefer in die Figuren, ihre Bedürfnisse und Haltungen einzudringen. Auch die Suche nach geschlechtlicher Identität spielt keine Rolle, denn Frauen und Männer bleiben in diesem Film klar Frauen und Männer, selbst wenn Kim einen Penis hat. Und so bleibt leider der Eindruck, dass „Kim hat einen Penis“ nur eine schräge Idee benutzt, um eine in der Handlung doch eher banale Beziehungskomödie zu erzählen, statt die Chance zu nutzen, sich damit auseinanderzusetzen, was es bedeutet, queer zu sein.

Kirsten Loose

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