Julietta - Es ist nicht wie du denkst

Frei nach Heinrich von Kleists "Die Marquise von O" transportiert der Film den delikaten historischen Stoff ins Berlin von heute. Die extra zur Love-Parade von Stuttgart angereiste Schülerin Julietta wird von ihrem Berliner Freund Jiri mit Exstasy vollgepumpt, verliert diesen bald aus den Augen, geht in einem Brunnen unter und wird in letzter Sekunde von Max, der in einem alten Sanitätsauto lebt, vor dem Ertrinken bewahrt. Dieser vergewaltigt die Ohnmächtige. Einige Wochen später kehrt die inzwischen schwangere Julietta nach Berlin zurück, um ihrem Freund die frohe Botschaft zu überbringen, trifft dort jedoch zuerst auf Max, der sich in sie verliebt hat und ihr schließlich die doppelte Wahrheit gesteht. Julietta ist entsetzt und hat sich nun zwischen dem drogensüchtigen Schaumschläger Jiri und ihrem schuldbewussten Vergewaltiger Max zu entscheiden, von dem das Kind ebenfalls stammen könnte. Ein deutsches Drama.

Mit Eric Rohmers Verfilmung des Kleistschen Stoffes lässt sich "Julietta" nicht messen, dafür sind die Darsteller im Vergleich zu jung und unerfahren und die Zufälligkeiten des Drehbuchs zu offensichtlich. Die eigentliche moralische Auseinandersetzung des Originalstoffs wird durchaus zeitgemäß eher nonverbal oder "musikalisch" ausgetragen, was dem Film sogar einige intensive Momente verleiht. Problematisch bleibt vor allem der relativ unkritische und fast entschuldigende Umgang mit dem Tatbestand der Vergewaltigung nach dem Motto: Wenn Liebe im Spiel ist, ist alles erlaubt. Wenn das, in Anspielung auf den Filmtitel, mal nicht ein Denkfehler ist.

DVD: Bildformat 1:2,35/16:9; Tonformat Dolby Surround, Dolby Digital 5.1.; DVD Extras: Interviews, Trailer.