Inside Wikileaks - Die fünfte Gewalt
Auf einmal taucht ein neuer Player in der Journalismus-Szene auf. In nur drei Jahren gelingen der Online-Plattform WikiLeaks mehr Enthüllungen als den renommierten Printmedien in mehreren Jahrzehnten. Allerdings berichtet kaum jemand über das sensationelle Material, das dort veröffentlicht wird. Ein Schulterschluss wird gesucht. Doch der Mann hinter der Website, der Australier Julian Assange, gibt sich geheimnisvoll und vertraut sich nur seinem deutschen Mitstreiter Daniel Berg an. Während die beiden auf einschlägigen Hackerkongressen für ihre Website werben und Informanten Anonymität zusichern, geraten sie auch ins Visier der Geheimdienste. Zunehmend wird für Berg klar, dass das Ego von Assange die gesamte Mission, durch Offenlegung geheimer Daten für Transparenz zu sorgen, sowie das Leben der Informanten in Gefahr bringt.
Aus dem Sachbuch „Inside WikiLeaks“ von Daniel Domscheit-Berg hat Bill Condon einen Cyber-Thriller gemacht, der vor allem eins sein will: ein cooles Zeitdokument, das ebenso politisch bedeutsam wie spannend ist. In manchen Szenen gelingt dies Condon durchaus – und vor allem der Versuch, virtuelle Vorgänge durch symbolische Entsprechungen in der Realität zu visualisieren, sind interessant. Letztlich aber ist sein Film, in dem alle wichtigen Enthüllungen gestreift werden – von den Irak-Videos bis hin zu den diplomatischen Depeschen – aber ebenso selbstverliebt geraten wie die Figur des Julian Assange. Er schwelgt entweder in schicken, kühlen oder aber in betont anarchisch-wilden großstädtischen Schauplätzen und feiert die Subkultur der Hackerszene. Nur ist das Bild der Hacker als moderne Helden seit Mitte der 1980er-Jahre und William Gibsons Roman „Neuromancer“ nicht mehr sehr originell. Immerhin aber wird „Inside WikiLeaks“ nicht zum Denkmal für Assange. Im Gegenteil: Der Australier, der mit all seinen Manierismen brillant von Benedict Cumberbatch gespielt wird (und vor allem in der Originalfassung täuschend echt klingt), bleibt ein komischer, vielleicht auch ein sehr gefährlicher Vogel. Wie schade, dass die Dramaturgie vor allem äußere Ereignisse so sehr in den Vordergrund stellt und der Film nie zu einem Portrait dieses streitbaren Menschen wird. Dabei hat erst vor wenigen Jahren David Fincher in „The Social Network“ vorgemacht, wie man von Cyberspace-Legenden cool und tiefgründig erzählen kann.
DVD-Bildformat:1:2,40; 16:9
Ton:Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
DVD-Extras:Featurette, Trailer
Stefan Stiletto
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
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