Es war einmal Indianerland
Zoom vor. Zoom zurück. Reißschwenk in die eine Richtung, Reißschwenk in die andere. Unablässig bewegt sich die Kamera um die Figuren herum. Und ebenso springt die Handlung zwischen heute, morgen und gestern, ein paar Tage vor, ein paar zurück. Wir befinden uns übrigens im Wilden Westen. Oder doch nicht. Eigentlich befinden wir uns in einer nicht sehr schönen Hochhaussiedlung am Stadtrand. Aber leere Plastiktüten wehen trotzdem über die Straßen wie Büsche in Western und alle, die hier leben, könnten auch irgendwie Cowboys oder Indianer sein. „Es war einmal Indianerland“, die Verfilmung des mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichneten gleichnamigen Romans von Nils Mohl, ist ein atemloser bunter Trip, in dem es um nächtliche Partys im Freibad, einen Mord, einen bevorstehenden Boxwettkampf und eine kopflose Liebe geht. Und um einen 17-Jährigen, der sich in dieser reichlich seltsamen Welt zurechtfinden muss. Mauser lernt bei einer illegalen Freibadparty die gleichaltrige Jackie kennen und verliebt sich Hals über Kopf. Eigentlich soll er sich, auch angespornt durch seinen Vater, auf einen Boxwettkampf vorbereiten. Doch dann verschwindet sein Vater, nachdem diesem angelastet wird, seine zweite Frau erdrosselt zu haben – und Mauser macht sich auf die Suche. Wie banal die Handlung klingt, wenn man sie so zusammenfasst! Ihren Reiz gewinnt sie vielmehr daraus, wie frei und ungestüm sie erzählt wird. Denn so, wie Jackie Mauser den Kopf verdreht, so verdreht auch Ilker Catak mit seinem Debütfilm dem Publikum den Kopf. „Es war einmal Indianerland“ beginnt rasant und hält dieses Tempo bei. Die zahlreichen Anspielungen und die einfallsreiche Bildgestaltung machen es nicht leicht, den Überblick zu behalten. Ein wilder Reigen aus Kamera-, Bild- und Zeitspielereien, die Selbstzweck sein könnten, wenn sie nicht zugleich in ihrem absoluten Wahnsinn auch so treffend zu Mauser passen würden. Schließlich befinden wir uns im Kopf eines jungen Mannes, in dessen Leben gerade alles ziemlich drunter und drüber geht. In diesem Sinne überträgt der Film dessen Gefühlswelt kongenial auf die Leinwand.
Stefan Stiletto
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch
Untertitel: Deutsch