Imagine Waking Up Tomorrow and All Music Has Disappeared (OmU)

Der britische Musiker und Künstler Bill Drummond ist unterwegs, ein weltumspannendes großes Chorprojekt umzusetzen: The 17. Er reist mit einem Aufnahmegerät durch die Welt und lässt Laien singen: Bauarbeiter, Menschen in einer Fabrik, Schulkinder. All das wird zu einem riesigen musikalischen Werk verbunden, hörbar gemacht - und danach zerstört.

Der deutsch-schweizer Dokumentarfilmer Stefan Schwietert ist für seine Musikdokumentationen („A Tickle in the Heart“, „Heimatklänge“) bekannt. Seine Faszination für Bill Drummond und sein verrücktes Projekt ist gut nachvollziehbar. Denn es macht Spaß, dem so charismatischen wie launig erzählenden Drummond dabei zuzuschauen, wie er Menschen zum Mitmachen bei seiner Sache motiviert. Dabei erlebt man nicht nur die Entstehung von The 17, sondern erfährt viel von dem Mann, der Anfang der 90er Jahre mit der Popgruppe The KLF erfolgreich war, das Musikbusiness schlau aufs Korn nahm, nach Ende der Band alle Veröffentlichungsrechte seiner Tonträger zurückzog und vor laufender Kamera eine Million englische Pfund verbrannte. Drummond ist Punk, Anarchist, so verrückt wie schlau. Seinen Gedanken über Musik, deren Wirkung und Bedeutung zu folgen, ist anregend und macht Freude. Seine Ausgangsfrage für The 17: Stell dir vor, die Musik sei verschwunden. Was bleibt, wenn wir nicht mehr wissen, was das war? Die spannende Frage, wie am Ende das Werk sein wird, das Drummond zusammenträgt, wird auf überraschende wie für ihn typische Weise gelöst. Ein kluger kleiner Film, der einen auf stimulierende Weise mit hineinzieht.

Kirsten Loose