Im Zweifel glücklich
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„Im Zweifel glücklich“ – nein, hierbei handelt es sich nicht um eine Friede-Freude-Eierkuchen-Produktion für das ZDF-Vorabendprogramm. Auch wenn die (wie so oft vollkommen unpassende) deutsche Übersetzung des Originaltitels "Brad’s Status" seichtes Liebesgeplänkel mit Happy End vermuten lässt. Lassen wir uns auch nicht davon beirren, dass Regisseur Mike White zuletzt als Drehbuchautor „The Emoji Movie“ mitverzapft hat. "Brad’s Status" ist ein ruhiges Comedy-Drama mit nachdenklichem Grundtenor.
Es geht um Brad Sloan, gespielt von Ben Stiller. Brad ist ein Typ um die 50 – genau gesagt 47, darauf legt er großen Wert. Brad leitet eine eigene Non-profit NGO und versteht sich bestens mit seiner liebenden Ehefrau Melanie und Sohnemann Troy. Wo ist also das Problem? Was lässt Brad nachts nicht schlafen? Über dem vermeintlichen Familienglück kreisen immer dieselben Gedanken: Die anderen sind stinkreich, ich nicht. Die anderen haben tollen Sex, ich nicht. Die anderen haben was aus sich gemacht, ich nicht. Auf Facebook, im Fernsehen, auf der Titelseite von Magazinen, überall springt Brad das Gewinnerlächeln ehemaliger Collegefreunde entgegen. Nick produziert Filme in Hollywood, Craig ist ein Bestseller-Autor und Billy lebt in Frührente in einer Villa auf Maui. Brad kann sich nicht helfen: Es ist nicht nur flüchtiger Neid, es tut weh. Der eigentliche Plot des Films dreht sich um eine Vater-und-Sohn-Reise nach Boston. Brad begleitet seinen Sohn Troy, der bei Colleges vorsprechen will. Als Troy seinen Termin beim Wunsch-College Harvard „verkackt“, weil er sich im Datum geirrt hat, kommt Brad richtig in Fahrt. Wenn er selbst schon ein ambitionsloses Durchschnittsleben führen muss, soll wenigstens Troy in Harvard studieren und ein berühmter Musiker werden. Um seinem Sohn Kontakte mit Professoren zu beschaffen, muss Brad über seinen eigenen Schatten springen und Hilfe bei seinem erfolgreichen und nicht minder überheblichen Collegefreund Craig Fisher suchen, der selbst an der Uni lehrt. Troy ist das väterliche Gehabe eher unangenehm.
Die dezente schauspielerische Leistung von Austin Abrams (Margos Spuren) als Troy ist stark. Seine Interaktion mit Stiller das eigentliche Herz des Films ist. Dazwischen schweift die Handlung oft ab in Brads innere Monologe. Ständig malt er sich die Welt seiner erfolgreichen Collegefreunde in den buntesten Bildern aus. Das unterbricht die eigentliche Handlung leider oft – wird aber spannend, als nicht mehr ganz klar ist, welche dieser Bilder real sind und welche sich Brad aus seinem Selbstzweifel heraus nur vorstellt. „Im Zweifel glücklich“ bietet somit die volle Ladung Midlife-Crisis in Gestalt von Ben Stiller, der einfach ein Händchen dafür zu haben scheint, den weißen Durchschnittstypen zu verkörpern. Vergrämt, verknittert, aber eigentlich ist alles am Ende gar nicht so schlimm und nur die Liebe zählt. Man hat Stiller so schon in anderen spritzigeren Filmen gesehen, am Reichtum anderer zerbrechend in Neid, als kriselnder Mittelalter in "While We’re Young" (2015).
DVD Extras: Featurettes
Blu-ray Extras: Featurettes
Frank Schlegel
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch