Im Spinnwebhaus

Film: Im Spinnwebhaus
Länge:
89 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Mara Eibl-Eibesfeldt
Darsteller:
Ben Litwinschuh (Jonas), Lutz Simon Eilert (Nick), Helena Pieske (Miechen), Ludwig Trepte (Felix), Sylvie Testud (Mutter), Matthias Koeberlin (Vater) u.a.
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, 2014

Auf die Idee zu ihrem Debütfilm ist Regisseurin Mara Eibl-Eibesfeldt durch eine Pressemeldung gekommen: „Ich habe in einem Zeitungsartikel von vier Kindern gelesen, die von ihrer Mutter über Monate alleine gelassen wurden. Der Älteste war zwölf Jahre alt. Er übernahm die Rolle des Familienoberhaupts und sorgte dafür, dass die Abwesenheit der Mutter nach außen nicht auffiel. Die Wohnung hingegen verwahrloste immer mehr. Als die Kinder entdeckt wurden, waren die Spinnweben in der Wohnung bis auf die Kopfhöhe der Kinder hinuntergewachsen“. Spinnweben umhüllen auch alles im „Spinnwebhaus“, in dem der zwölfjährige Jonas und seine beiden jüngeren Geschwister, der hyperaktive, neunjährige Nick und die vierjährige Miechen, seit vielen Wochen allein zurechtkommen müssen. Schon lange leidet ihre Mutter unter einem „Geheimnis“ und hält dabei die eigenen Kinder für „Dämonen“. Immer wenn das „Geheimnis“ sie überkommt, schließt sie sich in ihr Zimmer ein. Seit der Trennung der Eltern übernimmt in solchen Fällen Jonas die Verantwortung. Diesmal geht es der Mutter so schlecht, dass sie sich auf dem „Sonnenberg“ erholen muss. Nur für das Wochenende. Doch bei den zwei Tagen bleibt es nicht. Es gehen die Essensvorräte aus, der Vater, Nachbarn, Miechens Kindergärtnerin werden zunehmend misstrauisch. Aus Angst, ins Heim zu kommen, verlassen die Kinder kaum noch das Haus, das immer mehr verwahrlost. Der einzige Verbündete ist Felix, ein Jugendlicher, der sich Graf von Gütersloh nennt und – wie er selbst von sich sagt – „nicht ganz richtig im Kopp“ ist. Er bestärkt Jonas darin, die Welt ohne Erwachsene wie einen großen Abenteuerspielplatz zu sehen, wo sie unglaubliche Entdeckungen machen können. Als dann aber Miechen verunglückt und dringend zum Arzt muss, eskaliert die Situation.

Wer hier ein unter die Haut gehendes, klassisches Sozialdrama erwartet, wird nur zum Teil bedient. Das ist auf der einen Seite „Im Spinnwebhaus“ schon, wird hier doch bis an die Schmerzgrenze heran die Überforderung des zwölfjährigen Jonas gezeigt, der übrigens außerordentlich intensiv von Ben Litwinschuh gespielt wird. Die Geschichte wird konsequent aus der kindlichen Sicht erzählt, was Mara Eibl-Eibesfeldt andererseits dazu ermunterte, ein modernes Märchen, ähnlich wie „Hänsel und Gretel“, über auf sich allein gestellte Kinder zu entwickeln. Dafür konnte sie den großartigen Kameramann Jürgen Jürges gewinnen, der für die Atmosphäre im „Spinnwebhaus“ ausgesprochen kunstvolle, magische Schwarz-Weiß-Bilder findet. Sie bleiben lange im Gedächtnis und machen diesen Film zu einem ganz besonderen, einmaligen Seherlebnis. Nur einen Wermutstropfen gibt es: Manchmal irritiert dann doch die Unentschlossenheit seitens der Regie, welche der beiden Erzählebenen sie bedienen will.

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch

Untertitel: Englisch/Französisch/Spanisch

Anbieter

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Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (30. Woche 2016).