Im Schatten der Frauen

Pierre und Manon sind seit vielen Jahren ein Liebespaar. Pierre macht Dokumentarfilme, bei denen Manon ihn unterstützt, doch Erfolg und Geld bleiben aus. Manon betrübt dies nicht, sie stört sich nicht an einem Leben mit wenig Geld. Pierre lernt Elisabeth, Studentin und Praktikantin im Filmarchiv, kennen und fängt mit ihr eine Affäre an. Er hat für beide seiner Frauen Gefühle und möchte keine von ihnen verlassen. Manon erahnt bald, was los ist. Sie beginnt selbst wiederum aus Trost eine Affäre. Das findet Pierre nicht so gut.

Ein wenig so wie seine Figur Pierre scheint der französische Regisseur Philippe Garrel zu sein. Ein Künstler, dessen Arbeit von Künstlern geliebt wird und der mit etlichen französischen Filmgrößen zusammengearbeitet hat, der aber nie kommerziellen Erfolg hatte. Sein Werk ist umfangreich, doch selten gelangen Garrels Filme nach Deutschland. „Im Schatten der Frauen“ erzählt eine einfache, fast klassische Beziehungsgeschichte. Schwarz-weiß auf 35-mm-Cinemascope gedreht lässt der Film an die französische Nouvelle Vague denken und macht dabei durchaus Laune, in diese alte Filmwelt wieder einzutauchen. Wirkt Noah Baumbachs „Gefühlt Mitte Zwanzig“ dagegen wie die hippe, aufgedrehte Variante von einem Paar in Midlife-Crisis zu erzählen, so bleibt „Im Schatten der Frauen“ ruhiger und schafft es auf besondere Weise, die beiden Frauen und ihren Umgang mit der Situation in den Vordergrund zu rücken. Sie sind nämlich nicht die Opfer eines Manns, der sich nicht entscheiden kann. Ein kleiner, wenig modern wirkender und deswegen schön anzuschauender Film.

Kirsten Loose