Il Mio Corpo
Worum es in „Il Mio Corpo“ geht:
Sommer in Sizilien, in einer von der Sonne verbrannten Landschaft, in die sich kaum ein*e Tourist*in verirren möchte. Dort schuften Oscar und sein älterer Bruder Roberto zu fast jeder Tages- und Nachtzeit für ihren Vater, einen etwas kantigen Schrottsammler. An allen Ecken und Enden der Region finden sich wilde Müllkippen, die von den beiden Jungen oft unter großer Gefahr nach verwertbaren Altmetallen durchsucht werden. Ihre Mutter hat die Familie einst verlassen und offenbar gibt es immer wieder familiäre und juristische Streitigkeiten, wo die beide Söhne denn leben sollen. Da Oscar gerne vor sich hinträumt, wird er von seinem Vater nicht sonderlich respektiert. Häufig kommt es zu Konflikten.
In der gleichen Gegend kämpft der 19-jährige afrikanische Einwanderer Stanley ums tägliche Überleben. Im Unterschied zu seinem älteren Freund, mit dem er sich eine Wohnung teilt, hat Stanley eine Aufenthaltserlaubnis für sechs Monate. Im Austausch für die Gastfreundschaft eines sizilianischen Priesters hält er die Kirche sauber, verrichtet Gartenarbeiten und kümmert sich um die Schafe. Er könnte Sizilien verlassen und sein Glück woanders suchen, doch irgendetwas hält ihn zurück. Der Zufall will es, dass Oscar und Stanley sich in einer Nacht für einen kurzen Moment begegnen.
Ob der Film interessant für dich ist?
Es ist tatsächlich spannend, Oscar und Stanley dabei zu beobachten, wie sie ihren entbehrungsreichen Alltag zu meistern versuchen. Dabei lässt der ruhig inszenierte Film im italienischen Original mit deutschen Untertiteln genügend Raum für eigene Gedanken und beobachtet seine Protagonisten auch in sehr persönlichen Momenten ohne kommentierende Wertungen. Die Bilder sprechen oft für sich, denn überall werden „die Narben einer Katastrophe“ sichtbar, wie es Regisseur Michele Pennetta ausdrückt. Sizilien ist besonders stark vom Klimawandel bedroht, von überall sichtbaren Umweltschäden, aber auch von großer Arbeitslosigkeit und mangelnden Zukunftsperspektiven insbesondere für junge Leute.
Die Geschichten von Oscar und Stanley werden parallel erzählt, nur am Ende kreuzen sich ihre Lebenswege, die beide von Armut, Ausbeutung und Fremdbestimmung geprägt sind, für einen kurzen Moment. Penetta hat vor den Dreharbeiten seines dritten Films Monate mit den Protagonisten zusammengelebt, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Vor der Kamera verhalten sie sich so, als würden sie diese gar nicht mehr wahrnehmen, was dem Film eine große Authentizität verleiht. Es ist allerdings unverkennbar, dass etliche Szenen dieses dokumentarisch arbeitenden Films inszeniert worden sind, was seiner Wahrhaftigkeit zum Glück aber nicht abträglich ist.
Holger Twele