Hype (Staffel 1)

Film: Hype (Staffel 1)
Serienstart:
06.05.2022
Staffel:
1
Folgen:
5
Länge der Folgen:
5 x 20 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Regie:
Esra Phul, Patrick Phul
Darsteller:
Soufiane El Mesaudi (Musa), Nora Henes (Naila), Leonidas Emre Pakkan (Emo), Chris Gabriel Oliveira (Luis), Kais Setti (Dschafar), Valentina Leone (Hava)
Genre:
Musikfilm , Drama
Land:
Deutschland, 2021

Eine deutsche Rap-Musical-Serie? Das hätte auch nach hinten losgehen können – funktioniert hier aber erstaunlich gut. Vielleicht, weil die Verantwortlichen, das Ehepaar Esra und Patrick Phul, das Viertel verdammt gut kennen. Vielleicht, weil sie keine Angst vor plumpen Aussagen und Klischees haben. Vielleicht aber auch, weil in „Hype“ wirklich gute Künstler*innen eine Bühne bekommen. Fünf Folgen á 20 Minuten entführen nach Köln-Porz: irgendwo zwischen Plattenbau und Spielplatz, zwischen großen Träumen und kriminellen Möglichkeiten. Viele Menschen mit internationaler Geschichte, viele Talente, aber auch viele Sorgen und massive Vorurteile, mit denen die Bewohner*innen im Alltag konfrontiert sind. Die Serie ist ein Projekt von COSMO, dem internationalen Kulturangebot vom WDR.


Worum genau geht es in der Serie „Hype“?


Musa könnte längst auf dem Weg zur Arbeit sein. Der Bus aber ist vorbeigefahren. Er war kurz abgelenkt, mit dem Handy beschäftigt. Stattdessen sitzt Musa nun am Steuer eines Fluchtwagens. War nicht geplant, hat sich unfreiwillig so ergeben ... Seit zwei Jahren jobbt er als Leiharbeiter, Pakete ausliefern. Eine Festanstellung wurde ihm versprochen. Sein Chef weiß nur plötzlich nichts mehr davon. Musa will die alleinerziehende Mutter unterstützen, die kleine Schwester Hava. Vor allem will er nicht werden wie Emo: ein gefürchteter Drogendealer. Aber was jetzt? Der Job ist weg und eigentlich wollte Musa immer vor allem eines: rappen. Sein Umfeld ermutigt ihn, denn Musa kann sich in seinen Lyrics alles von der Seele schreiben. Aber alte falsche Freunde locken mit dem schnellen Geld. Ein bisschen dealen, mal eben eine Tankstelle überfallen, was ist schon dabei. Und dann gibt ihm ausgerechnet der erfolgreiche Labelchef Dschafar eine echte Chance auf den großen Durchbruch.

Die schöne und talentierte Tänzerin Naila hingegen hat bereits geschafft, wovon viele in Porz träumen: Sie ist, dank Instagram, ziemlich erfolgreich und hat das Viertel hinter sich gelassen. Vermarktet wird sie als Vorzeige-Diversity-Girl, aber die Haare soll sie glätten – zu viel Migrationshintergrund soll dann bitte schön auch nicht sichtbar sein. Vor allem als sie ein Video über Polizeigewalt teilen will, das Musa bei einem Frisörbesuch gefilmt hat, nimmt der Druck auf sie zu. Immer mehr wird klar: Ihr Leben ist ein einziger Widerspruch. Sie ist aus Porz herausgekommen, gleichzeitig vermisst sie ihre Leute, ihre Hood – vor allem das Verständnis und den starken Zusammenhalt. Denn den gibt es hier, allen Widerständen zum Trotz.


Lohnt sich die Rap-Musical-Serie für dich?


Die Rollen in „Hype“ sind mit Laien und Deutschrappern besetzt. Zugegeben, nicht jede Schauspieleinlage hier ist preisverdächtig. Gerade in dramatischen Szenen wirken manche Dialoge etwas holperig. Dafür können sich die Musik- und Tanzeinlagen aber sehen lassen, und auf die kommt es schließlich an. Sie fügen sich immer sinnvoll in die Geschichte ein und verdeutlichen die Gefühlslage der Beteiligten. So lässt zum Beispiel ein Battle zwischen Musa und Emo tief blicken, denn auch Emos Motivation für seinen Lebensweg wird hier nicht einfach verurteilt. Auch die Tanzeinlagen von Naila sind auf einem hohen Niveau – nach einem Zerwürfnis mit ihrer Jugendliebe Emo tanzt sie allein auf der nächtlichen Straße, während Emo von seiner Zerrissenheit singt. An Stellen wie diesen lohnt sich die Serie allemal. Und Protagonist Soufiane El Mesaudi, der im echten Leben als Safo rappt, macht seine Sache als Musa wirklich gut.

Eher beiläufig, aber auf einfühlsame Art, wird auch das Verhältnis von Musa zu seiner Schwester deutlich. Die schlaue Hava leidet unter ihrem Status als Außenseiterin. Als zwei Schulfreundinnen, die Einfamilienhausgegenden und größere finanzielle Möglichkeiten gewohnt sind, zu ihr nach Hause kommen, fühlt sie sich wie in einem Zoo beglotzt. „Das sind nur Bonzenkinder, scheiß auf die“, sagt Musa. Mehr fällt ihm zunächst nicht ein, um Hava zu trösten. Später verarbeitet er alles in einem Song.

Dass Musa verdammt gut rappt, ist schnell klar. Wie das Leben einer Person verläuft, ob diese ihr Talente, ihre Chancen nutzen kann und wird, ist allerdings eine andere Frage. Denn eines macht die Serie klar: Ob Erfolg oder Scheitern, ob gut oder schlecht – das ist oft nur ein ganz schmaler Grat. „Habt ihr echt gedacht, die Story würde positiv enden“, heißt es am Schluss.

Übrigens: Für die Beats, die ihr in „Hype“ zu hören bekommt, wurde Deutschrap-Produzent Frio (produziert u.a. Shirin David, Mero, Elif) ins Boot geholt, für die Choreografien ist Dayan Raheem (u.a. für Loredana, Apache, Capo) verantwortlich.

Christiane Radeke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (18. Woche 2022).