How to Have Sex

Film: How to Have Sex
Länge:
91 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
07.12.2023
Regie:
Molly Manning Walker
Darsteller:
Mia McKenna-Bruce (Tara), Lara Peake (Skye), Enva Lewis (Em), Shaun Thomas (Badger), Samuel Bottomley (Paddy) u. a.
Genre:
Drama
Land:
GB, 2023

Der erste Sex spielt in vielen Filmen eine große Rolle, wird aber nur selten richtig ernst genommen. Komödien wie „American Pie“ nutzen die Verunsicherung und die Lust ihrer Hauptfiguren für platte Eskapaden, anstatt die Anspannung vor dem ersten Mal genauer zu beleuchten. Auch das Regiedebüt der bislang als Kamerafrau aktiven Molly Manning Walker scheint dieses Muster zu bedienen. „How to Have Sex“ entpuppt sich jedoch schnell als kraftvoll-facettenreiches Drama mit starken Bildeinfällen und einer tollen Hauptdarstellerin.


Wovon „How to Have Sex“ handelt:


Gelitten und gelernt, nun steht Spaß auf dem Programm! Nachdem Tara und ihre besten Freundinnen Skye und Em ihre Abschlussprüfungen hinter sich haben, wollen sie es so richtig krachen lassen. Ziel ihrer gemeinsamen Reise: die griechische Insel Kreta. Am Ferienort Malia angekommen, brauchen die Teenagerinnen nicht lange, um sich zu akklimatisieren. So schnell wie möglich wollen sie sich ins Partygetümmel stürzen. Immerhin soll Tara endlich ihr erstes Mal erleben. Wie eine kleine dunkle Wolke hängt dennoch die Frage nach der Zukunft in der Luft. Noch sind die Testergebnisse nämlich nicht bekannt. Und vor allem Tara glaubt, dass sich ihre Wege sehr bald trennen könnten. Als sich das Trio mit einer anderen britischen Clique anfreundet, lautet das Motto aber erst einmal: Feiern bis zum Umfallen! Aufgewühlt und bedrückt ist Tara jedoch spätestens nach ihrem Strandausflug mit Neubekanntschaft Paddy.


Warum „How to Have Sex“ so packend ist:


Bemerkenswert, wie Spielfilmdebütantin Molly Manning Walker in „How to Have Sex“ glaubhaft und mitreißend Stimmungen erzeugt. Zu Beginn herrscht laute Ausgelassenheit. Tara und Co feiern ihr Hotelzimmer ab, sind bester Laune und voller Vorfreude auf das Abrocken in den Clubs der Stadt. Flackernde Lichter, pulsierende Technobeats laden das Geschehen im weiteren Verlauf mit reichlich Energie auf. Spannend wird es vor allem dann, wenn die Regisseurin hinter das lärmende Treiben blickt. Der exzessive Alkoholkonsum sorgt für einige Katermomente. Und immer stärker lastet der Gruppendruck auf Tara. Ja, einerseits möchte sie ihre ersten sexuellen Erfahrungen sammeln. Andererseits fragt sie sich aber auch, ob wirklich jemand da ist, auf den sie Lust hat. Und wie hemmungslos sich manche Partygänger*innen aufführen, widert sie sogar eher an.

Schlüsselmoment des Films ist die nächtliche Begegnung mit Paddy. Eine minutenlange Szene, in der Taras Unwohlsein eindringlich herausarbeitet wird. Hautnah bekommen wir mit, wie sie realisiert, dass ihre Grenzen überschritten werden. Denn von einvernehmlichem Sex kann hier keine Rede sein. Für Taras Beklemmung, ihre wachsende Verlorenheit findet Molly Manning Walker viele einprägsame Bilder, etwa wenn die 16-Jährige am frühen Morgen durch die vermüllte, menschenleere Feiermeile stapft. Dass Mannings Drama nahegeht, hat freilich auch mit Hauptdarstellerin Mia McKenna-Bruce zu tun. Durch kleine Veränderungen in Mimik und Gestik macht sie das Innenleben ihrer Figur, die Zerrissenheit greifbar und glänzt mit einem unheimlich natürlichen Spiel. Überhaupt wirkt das zentrale Miteinander von McKenna-Bruce, Lara Peake und Enva Lewis so authentisch, dass man die Drei glatt für beste Freundinnen halten könnte. Wie sich Tara von Skye und Em mehr und mehr entfernt, da die beiden ihre Verunsicherung, absichtlich oder unabsichtlich, ausblenden, ist ein weiterer packender Aspekt von Molly Manning Walkers Drehbuch. Ein bisschen schade nur, dass eben dieser Punkt am Ende etwas hastig abgehandelt wird. „How to Have Sex“ ist trotzdem eine echte Perle im Meer der Filme über das erste Mal.

Christopher Diekhaus

Anbieter

FilmverleihCapelight Pictures