Heile Welt

Länge:
89 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Jakob M. Erwa
Darsteller:
Michael Sauseng, Simon Möstl, Angelika Schneider, Tatjana Koschutnig, Birgit Doll u. a.
Genre:
Drama , Jugend
Land:
Österreich, 2007
Selbst in der kleinen Alpenrepublik mit ihren saftigen Wiesen und wildromantischen Bergwelten wird man die titelgebende heile Welt nicht mehr finden - das war nicht anders zu erwarten. Dennoch wirkt das totale Chaos, das zwei noch minderjährige Jungen und ein Mädchen aus Graz in diesem Film produzieren und erleben, zunächst wie eine Aneinanderreihung gängiger Klischeevorstellungen über eine rundum „verdorbene“ Jugend ohne Moral und jeglichen Respekt. Killerspiele, Saufen bis zum Umfallen, Pöbeleien, blinde Zerstörungswut, Ladendiebstahl und Autoknacken stehen auf der Tagesordnung, bei Bedarf wird von der Pistole rücksichtslos Gebrauch gemacht und selbst die eigene Mutter bekommt das Messer brutal an die Kehle gesetzt. Das alles scheinbar nur für den täglichen Kick und ein Gefühl von Freiheit, die allein der eigenen Person gilt. Da wirkt die episodenhaft zwischengeschnittene parabelhafte Geschichte einer Gelegenheitsprostituierten, die einem blinden jungen Mann zu Hilfe eilt, fast schon märchenhaft unrealistisch. Mit einem Mal sind die „bösen“ Jugendlichen aus dem Bild verschwunden. Stattdessen zeigt der Film den Ablauf desselben Tages aus der Perspektive der Erwachsenen beziehungsweise der Eltern der beiden Jungen. Es sind in der Erziehung hoffnungslos überforderte Mütter, die von einer stupiden Erwerbsarbeit und täglicher Altenpflege so ausgelaugt wie die Farben des Films sind, unter zerbrochenen Beziehungen und der notorischen Abwesenheit und Ignoranz der Kindsväter leiden, sich in Alkohol und One-Night-Stands flüchten und ihre Kinder im falschen Moment verleugnen. Eigentlich wollen sie alle nur das Beste, Rabeneltern sind sie keinesfalls. Und siehe da, nun erscheinen auch die Jugendlichen sensibel und verletzbar, keineswegs nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht, erschüttert von der Zurückweisung oder Nichtbeachtung ihrer Eltern, bemitleidenswert und vor allem sehr menschlich. Mit der heilen Welt wird es trotzdem nichts mehr, denn die Polizei hat ihre Aufgaben zu erfüllen, der Tod fordert seinen Tribut und nicht einmal die Liebe lässt sich noch unbeschwert genießen. Der wackeligen Handkamera zum Trotz spiegelt diese leicht morbide angehauchte österreichische Produktion keineswegs das authentische Lebensgefühl heutiger Jugendlicher. Es ist vielmehr ein unkonventionell montierter, in Lichtführung und Farbgebung hoch artifizieller, über weite Strecken auch fordernder Film, der gängige Vorurteile und Klischeevorstellungen über verwahrloste Jugendliche und desinteressierte Eltern ad absurdum führt und heile Welten als gefährliche Lügen entlarvt.
Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Digital 2.0
Sprache: Deutsch
Untertitel: Englisch
DVD-Extras: Trailer, Audiokommentar, Making Of, Musikvideo, Outtakes, Trailershow
Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Digital 2.0
Sprache: Deutsch
Untertitel: Englisch
DVD-Extras: Trailer, Audiokommentar, Making Of, Musikvideo, Outtakes, Trailershow
Holger Twele
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Anbieter
Kauf-DVDcms
Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (12. Woche 2010).