Get Up
TikTok können sie, Instagram auch. Aber wie sieht's mit Kino aus? Für Lea Beckers ersten langen Spielfilm „Get Up“ haben die Zwillinge Lena und Lisa Mantler, die Kamera-Erfahrungen bisher vor allem mit Tanz- und Gesangsvideos gesammelt haben, extra Schauspielunterricht genommen. Und dieser hat sich gelohnt, denn die Zwei können mit den erfahreneren Kolleginnen Sinje Irslinger und Jobel Mokonzi definitiv mithalten.
Worum es in „Get Up“ geht:
Die Zwillinge Alex und Juli lieben das Skaten. Ansonsten haben sie allerdins nicht viel gemeinsam. Die lebenslustige Juli hat das Abi mit 1,2 bestanden, die launische Alex ist durchgefallen. Während Juli ein Praktikum in London anpeilt, weiß Alex nicht, wie es weitergehen soll. Mit ihrer gemeinsamen Freundin Ewa hängen sie erstmal im Skatepark ab. Dort erfahren sie von einem Wettbewerb für Skaterinnen in Köln, bei dem es Interrail-Tickets, Boards und eine Kamera zu gewinnen gibt. Doch jedes Team muss mindestens vier Mitglieder haben. So engagieren sie die Saxofonistin Nia, die bald eine Prüfung für das Konservatorium ablegen soll. Nia kann zwar nicht skaten, will es aber schnell lernen – schon allein, um Ewa nahe zu sein, in die sie sich verliebt hat. Zwar überstehen sie die Vorauswahl, doch dann gibt's Probleme: Alex flirtet mit einem Profi-Skater, Juli geht lieber in den Filmclub als zum Training und Nia verletzt sich kurz vor dem Finale an der Hand.
Lohnt sich der Skatefilm für dich?
„Get Up“ erfindet weder das Genre des Skatefilms noch des Coming-of-Age-Films neu. Dazu verwendet er zu viele bewährte Versatzstücke, ohne im Gegenzug mit originellen Einfällen aufzuwarten. Auch die harmlose und zum Teil vorhersehbare Geschichte bietet kaum Überraschungen, wenn man davon absieht, dass Jungs hier nicht viel zu melden haben. Während der Anfang des Films etwas holprig wirkt, nimmt er später Tempo auf und gewinnt vor allem im letzten Drittel an Dynamik. Insgesamt punktet der unterhaltsame Gute-Laune-Film mit teils athletischen Skate-Szenen, soliden Schauspielleistungen, einer relaxten Sommeratmosphäre und Popmusikmontagen mit viel wilder Handkamera und Videoclip-Ästhetik.
Zugleich nimmt „Get Up“ die Probleme von Alex, Juli und Co jederzeit ernst – von erster Liebe über unklare Berufswahl bis zur Ablösung von den Eltern. Sympathisch wirkt die Selbstverständlichkeit, mit der die queere Romanze zwischen Nia und Ewa erzählt wird. Und vor allem auch die Lockerheit, mit der Lea Becker hier ein schwungvolles Signal für weibliches Empowerment setzt.
Reinhard Kleber
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: deutsch