Gegenüber

Nachdem die Kinder groß und aus dem Haus sind, leben Anne und Georg wieder Zweisamkeit. Die attraktive Lehrerin und der besonnene Polizist scheinen nach außen ein perfektes Paar. Von seinen jüngeren Kollegen wird Georg dafür bewundert. Doch niemand ahnt, dass Georgs Körper Prellungen und Narben zieren. Zu peinlich ist ihm, dass er von seiner Frau geschlagen wird. Ob Georgs Beförderung, das abgebrochene Studium des Sohnes oder die ständigen Nörgeleien ihres Vaters - immer wieder findet Anne Grund, aggressiv zu werden und erhebt die Hand gegen ihren Mann.

Häusliche Gewalt ist ein hartes Thema, über das oft der Mantel des Schweigens gebreitet wird. Umso wichtiger, dass sich "Gegenüber" dieses Themas annimmt. Auf den ersten Blick verwunderlich scheint jedoch, dass in dieser Geschichte die Frau nicht das Opfer, sondern der Täter ist. Doch auch solche Fälle gibt es tatsächlich. Scham lässt die Männer, die geschlagen werden, schweigen.
Genau beobachtet und eindringlich inszeniert ist das Kammerspiel, das der junge Regisseur Jan Bonny als Abschlussfilm an der Kölner Kunsthochschule für Medien drehte. Manchmal ist der Film kaum zu ertragen; man möchte Georg und Anne schütteln, um sie zur Vernunft zu bringen. So beängstigend echt ist das Spiel der beiden Hauptdarsteller, dass der Film nach dem Anschauen noch lange nachklingt und zum Nachdenken anregt. Dafür bekam "Gegenüber" national wie international Anerkennung und wurde u.a. für den Europäischen Filmpreis nominiert.


DVD-Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
DVD-Extras: Interviews

Kirsten Loose