Gattaca
Als natürlich gezeugter Mensch hat Vincent im Grunde kaum Chancen in der Gesellschaft. Schon lange werden verantwortungsvolle Posten nur noch genetisch manipulierten Menschen überlassen, deren Fehler bereits im Vorfeld ausgemerzt wurden. Aufgrund seiner schlechten genetischen Veranlagung, die zudem auf seinen Tod im Alter von 30 Jahren hindeutet, ist Vincent auch der Zugang zu seinem Traumberuf als Astronaut versperrt. Die einzige Möglichkeit, sein Ziel doch noch zu erreichen, besteht in einem Betrug: Mit Hilfe von Genproben des einstigen Ausnahmesportlers Jerome, der seit einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist, umgeht Vincent die strikten Kontrollen und beginnt seine Ausbildung. Die Ermordung eines Vorgesetzten führt jedoch zu Ermittlungen, die Vincents Identität zu enthüllen drohen.
Keine Action, keine vordergründigen Effekte: Bereits vor elf Jahren entwarf Andrew Niccol in seinem tiefgründigen Science-Fiction-Film die düstere Vision einer Zukunft, in der das menschliche Leben nach Wunsch gestaltet werden kann. Er nutzt das Genre, um die brennenden Fragen der Gentechnik anzusprechen und exemplarisch zu zeigen, an welchem Wendepunkt sich die Forschung befindet. Auf ebenso intelligente wie unterhaltsame Weise regt der formal bemerkenswert gestaltete Film zum Nachdenken darüber an, wie weit Genforschung gehen darf, wo ihre Stärken liegen und welche ethischen Grenzen nicht überschritten werden dürfen. Dem wissenschaftlichen Fortschritt und den neuen Möglichkeiten der Gendiagnostik setzt Niccol die optimistische Hoffnung entgegen, dass der menschliche Wille weder kontrollierbar noch vorhersehbar ist. Auch heute noch ist „Gattaca“ inhaltlich brandaktuell und relevant.
Stefan Stiletto