Frühstück bei Monsieur Henri

Wer französische Komödien liebt und sich an großartiger Schauspielkunst erfreuen will, der ist mit dem neuen Film von Ivan Calbérac (Iréne, „Une semaine sur deux“) gut bedient. „Es waren zwei Dinge, die ich machen wollte“, sagt der Regisseur und Drehbuchautor von seinem Projekt, „zum einen zwei Menschen an sehr unterschiedlichen Momenten in ihrem Leben zusammenbringen und (…) ich wollte auch eine Geschichte schreiben, in der die Hauptfigur am Ende genau das Gegenteil von dem bekommt, was sie sich anfangs gewünscht hat“.
Die beiden Menschen, die hier zusammenkommen, sind der bald 80-jährige Witwer Henri Voizot, ein Griesgram und Menschenverachter vor dem Herrn, und die junge, sympathische Studentin Constance. Er hat eine riesige Wohnung in Paris und soll sich auf Anweisung seines Sohnes Paul einen Untermieter suchen, der nicht nur dort wohnt, sondern auch regelmäßig nach ihm schaut oder besser gesagt: auf ihn aufpasst. Sie dagegen muss weg von Zuhause, braucht eine Unterkunft und hat kaum Geld. Ihre pekuniäre Notsituation ausnutzend macht Henri Constance das gemeine Angebot, dass sie zunächst mietfrei bei ihm wohnen darf, wenn sie die Ehe seines Sohnes auseinanderbringt. Nun ist der biedere Mitvierziger Paul wahrlich kein Mann, in den „frau“ sich verlieben kann, und seine verklemmte, weltfremde Gattin Valérie eher jemand, der ihr Mitleid erweckt. Trotzdem willigt Constance nach langem Hin und Her ein und taucht von nun an rein zufällig immer in der Nähe von Paul auf. Und während dieser schon bald seinen zweiten Frühling erlebt, lässt Filmemacher Calbérac die Dinge sich in eine Richtung entwickeln, die Henri so gar nicht in den Kram passen.
Zugegeben, die Idee ist nicht ganz neu und das Drehbuch gegen Ende etwas holprig und unentschlossen, trotzdem sorgt diese WG-Komödie für viel Spaß und gute Unterhaltung. Schon allein weil hier der Wohnalltag der beiden unterschiedlichen Menschen mit so viel Charme, Humor und einer guten Beobachtungsgabe beschrieben und die Begegnungen zwischen Constance und Paul ziemlich absurd dargestellt werden. Am meisten aber begeistern die wunderbaren Darsteller durch ihre ausgesprochene Spielfreude, allen voran der französische Altstar Claude Brasseur als Henri Voizot. Der inzwischen 80-Jährige, der seit den 1950er Jahren vor der Kamera und auf der Bühne steht, an der Seite von Romy Schneider, Sophie Marceau, Catherine Deneuve, Gudrun Landgrebe und Annie Girardot gespielt und mehrere Césars gewonnen hat, gibt seiner Figur eine unglaubliche Vielschichtigkeit: einerseits bösartig und gemein, zutiefst einsam und verletzlich andererseits. Ihn seit langem mal wieder in einer Hauptrolle erleben zu dürfen, ist Argument genug, sich diesen Film anzusehen. Hervorragend aber auch Frédérique Bel (Monsieur Claude und seine Töchter, Das verflixte 3. Jahr), die hier als rotblonde, völlig verunsicherte und steife Valérie kaum wiederzuerkennen ist, sowie die junge Schweizer Schauspielerin Noémie Schmidt, die eine frische, etwas naive, offene Constance spielt und damit ihr Kinodebüt gibt.
Die Blu-ray Daten sind identisch mit den DVD-Daten.
DVD Extras: Making of
Blu-ray Extras: Making of
Barbara Felsmann
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch/Französisch
Untertitel: Deutsch
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