Francofonia

Film: Francofonia
Länge:
88 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Aleksandr Sokurov
Darsteller:
Louis-Do de Lencquesaing (Jacques Jaujard), Benjamin Utzerath (Graf Franziskus Wolff-Metternich), Vincent Nemeth (Napoleon), Johanna Korthals Altes (Marianne)
Genre:
Dokumentation , Drama
Land:
Deutschland, Frankreich u.a., 2015

In „Russian Ark“, der in einer einzigen, ungeschnittenen Einstellung gedreht wurde, begab sich der Autorenfilmer Aleksandr Sokurov („Vater und Sohn“) auf eine Zeitreise durch die ehrwürdige Eremitage in Sankt Petersburg. Sein jüngstes Werk „Francofonia“, das nachgestellte Spielszenen mit dokumentarischen Bildern und Archivaufnahmen kombiniert, nimmt mit dem Pariser Louvre ein anderes weltberühmtes Kunstmuseum in den Blick und konzentriert sich dabei vor allem auf die Zeit der deutschen Okkupation Frankreichs. Ausgangspunkt für interessante Assoziationen und Gedankenspiele ist das Verhältnis zweier Männer, die in den Wirren des Zweiten Weltkriegs zueinanderfinden. Auf der einen Seite steht der Louvre-Direktor Jacques Jaujard, der seine Sammlung vor dem Zugriff der Nazis retten will, und auf der anderen der Deutsche Graf Wolff-Metternich, der Leiter des sogenannten „Kunstschutzes“ der Wehrmacht. Beäugen sich die beiden Kontrahenten anfangs skeptisch, beschließen sie schon bald eine fruchtbare Zusammenarbeit, da sie die unfassbaren Schätze des Louvre um jeden Preis bewahren wollen. Eine Entwicklung, die im Lager der Nazis für nachhaltige Verärgerung sorgt.

Sokurov macht es dem Betrachter gewiss nicht leicht. Schon der von ihm gesprochene, manchmal ausufernde Off-Kommentar trägt entscheidend zum sperrigen Gesamtbild bei, das „Francofonia“ vermittelt. Gewichtige Themen und existenzielle Fragestellungen werden fortlaufend verbunden. Immer wieder nimmt der Regisseur das Wirken von Jaujard und Wolff-Metternich zum Anlass, um tiefer in die europäische Geschichte einzutauchen und über den Wert von Kunst im Allgemeinen zu reflektieren. Wehmütig fragt sich der Filmemacher, warum die deutschen Truppen nicht auch die Kostbarkeiten der Eremitage und anderer russischer Museen verschonen konnten. Weshalb sie ausgerechnet dort eine Spur der Verwüstung hinterließen? Das Geflecht an Ideen und Überlegungen fordert den Zuschauer, erweist sich in vielen Punkten aber als äußerst bereichernd. Mit einem Mal denkt man über Zusammenhänge nach, die einem bislang nie in den Sinn gekommen sind. Zugleich unterstreicht die faszinierende Beziehung zwischen dem Louvre-Chef und dem deutschen Kunsthistoriker, dass ein Festhalten an humanistischen Werten selbst in Zeiten größter Dunkelheit möglich ist. Aufgelockert wird die weitschweifige Meditation über Kunst, Menschheit und Krieg durch ironische Bemerkungen des Regisseurs, die sich direkt an das Publikum richten („Bald haben Sie es geschafft!“), und die amüsanten Auftritte der französischen Lichtgestalten Napoleon und Marianne, die des Öfteren durch die Gänge des Louvre streifen.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch / Englisch / Französisch / Russisch

Untertitel: Deutsch/Dt. f. Hörg.

Anbieter

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Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (36. Woche 2016).