Five Fingers for Marseilles
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Unter einem korrupten Unterdrückungsapparat leiden während der Apartheid, der systematischen Rassentrennung in Südafrika, auch die schwarzen Bewohner der früheren Kolonialstadt Marseilles. Fünf Jugendliche sind allerdings nicht bereit, die Ungerechtigkeiten einfach hinzunehmen, und fordern die Autoritäten gezielt heraus. Als es eines Tages zu einer Auseinandersetzung mit zwei weißen Polizisten kommt, tötet der impulsive Tau, der den Spitznamen „The Lion“ trägt, die beiden Beamten und ergreift daraufhin die Flucht. Viele Jahre später kehrt der frisch aus dem Knast kommende, inzwischen zu einem Mann herangewachsene Rebell in seine Heimatstadt zurück und macht dort eine schmerzhafte Erfahrung: Auch nach dem Ende der Apartheid hat sich nur wenig zum Besseren gewendet. Angst und Schrecken verbreitet vor allem der skrupellose Gangsterboss „The Ghost“, der den Slum-Hügel beherrscht, seinen Einfluss nun jedoch weiter ausdehnen will.
Mit seinem Regiedebüt, das bereits 2017 beim Filmfest von Toronto seine Uraufführung feierte, verneigt sich der Südafrikaner Michael Matthews tief vor dem Western-Genre und dessen Klassikern. Zitiert werden nicht nur große US-Arbeiten wie „Die glorreichen Sieben“ aus dem Jahr 1960, sondern auch berühmte europäische Werke wie Sergio Leones Dollar-Filme, die Hollywood-Legende Clint Eastwood einst den internationalen Durchbruch bescherten. „Five Fingers for Marseilles“ erzählt eine vertraute Geschichte, jongliert mit vielen bekannten Versatzstücken, ist dadurch sicherlich ein Stück weit ausrechenbar, entwickelt aber dennoch eine eigenständige Note. Auch wenn die meisten Plot-Wendungen nicht allzu überraschend kommen, gelingen dem Regisseur einige erstaunlich spannende und atmosphärische Momente. Einen individuellen Charakter erhält das Geschehen dank seiner Verortung in der Zeit nach der Apartheid. Anschaulich zeichnet Matthews nach, wie sich Ausbeutung und Knechtschaft weiter fortsetzen und sich so mancher alte Weggefährte Taus mit den neuen destruktiven Kräften arrangiert. Sehenswert ist der komplett in der Bantusprache Sesotho gedrehte Western-Thriller sicher auch wegen seiner spektakulären Bilder der schroffen südafrikanischen Bergwelt, die eine perfekte Kulisse für die grimmige, auf einen bleihaltigen Showdown zulaufende Handlung abgibt.
Christopher Diekhaus
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch, Afrikaans, Mehrsprachig, Sesotho, Xhosa
Untertitel: Deutsch