Firecracker

Ein kleines Städtchen in Kansas in den 1960er-Jahren. Jimmy ist in seinem Alltag gefangen. Auf der einen Seite sein überaus gewalttätiger Bruder David, der ihn seelisch wie körperlich missbraucht, auf der anderen Seite die fanatisch religiöse Mutter. Der Zirkus, der an dem amerikanischen Unabhängigkeitstag am Rande der Stadt seine Zelte aufschlägt, kommt dem jungen Mann gerade recht. Er verspricht nicht nur exotische Freaks, sondern auch ein anderes Leben. Jimmy schleicht sich heimlich in das Zelt der Darstellerin Sandra und entdeckt, dass sein Bruder vor einiger Zeit ein Verhältnis mit ihr hatte. Ein Ereignis, das auch dem Direktor Frank nicht verborgen blieb. Er verstümmelte Sandra und stellt sie seither als Attraktion aus neben all den anderen ungewöhnlichen Menschen in seiner Show, den Riesen, den Kleinwüchsigen und denen mit der blauen Haut. Tags darauf ist David verschwunden und eine Polizistin nimmt die Suche nach ihm auf. Unterdessen erfährt Jimmy immer mehr über das Leben hinter dem Zirkusvorhang.

Mit Doppelrollen besetzt erzählt Steve Balderson seine groteske Geschichte gewissermaßen gleich zweimal. Karen Black spielt sowohl Jimmys Mutter als auch Sandra, Faith-No-More-Sänger Mike Patton gibt David und dessen nicht minder brutalen Gegenpart Frank. Nur der scheinbar unschuldige Jimmy wechselt zwischen den beiden Welten, der schwarz-weißen in seinem Zuhause und der gleißend bunten im Zirkus. Und dennoch dreht sich doch überall alles nur darum, auszubrechen und endlich in Freiheit zu leben. Balderson liefert viel Stoff zum Interpretieren, vor allem aber ist sein Film ein wirklich seltsamer Trip. Mit seinem teuer wirkenden Breitwandformat ist er zu edel für einen Independentfilm, für Trash zwar manchmal abstoßend genug, aber gleichzeitig zu durchgestylt und abgehoben. Vielleicht in dieser Widersprüchlichkeit mal wieder ein authentischer Kultfilm.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch

Stefan Stiletto