Falciani und der Bankenskandal
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Durch die Weitergabe von Kundendaten der Großbank HSBC trägt der Whistleblower Hervé Falciani maßgeblich dazu bei, dass der Kampf gegen Steuerhinterziehung eine neue Stufe erreicht und Milliarden von Euro nachträglich eingezogen werden. „Falciani und der Bankenskandal“ erzählt die Hintergründe:
Er wuchs in Monaco auf, hat dort in einem Casino gearbeitet, später im IT-Bereich. Dann beginnt Falciani bei der HSBC-Bank in Genf, soll dort Kundendaten in ein neues Datenbanksystem übertragen. Während er dieser Aufgabe nachkommt, fängt er an, die Daten reicher Kunden in einer eigenen Liste zu sammeln – sehr sensible Daten. Denn irgendwann haben die Schweizer Banken erkannt, dass es ein sehr lukratives Geschäft ist, ausländischen Kunden Konten anzubieten, die dank des Bankgeheimnisses vor dem Blick des Finanzamtes geschützt sind. Viel Geld kann so geheim gehalten werden, ohne das Steuern dafür gezahlt werden – wie z. B. auch bei Uli Hoeneß. Das funktioniert natürlich nur, solange niemand dahinterkommt und die Daten aufdeckt.
Als der Bundesnachrichtendienst erstmals eine CD mit geklauten Daten von Steuersündern aufkauft – für über vier Millionen Euro plus eine neue Identität –, da wittert auch Falciani seine große Chance. Er tastet den Markt ab und wird 2008 schließlich verhaftet nach dem Versuch, die Daten in Beirut zu verkaufen. Doch er wird wieder entlassen und setzt sich sofort mit seiner Familie nach Frankreich ab. In der Zusammenarbeit mit den dortigen Behörden ist schnell ein neuer Grundstein im Kampf gegen Steuerhinterziehung gesetzt. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erstellt neben einer schwarzen Liste mit Steueroasen auch eine „graue Liste“ mit Ländern, die nicht ausreichend gegen Steuerhinterziehung vorgehen. Als die Schweiz plötzlich auf dieser Liste landet, ist sie gezwungen, zu reagieren und das bisher so geschätzte Bankengeheimnis zu hinterfragen. Während sich hier erste Kooperationen anbahnen, setzen Datensammlungen wie die von Falciani Steuersünder weiter unter Druck. Es gibt viele Selbstanzeigen und hohe Summen fließen in die Kassen. Doch noch immer geht es eher zäh und mit zahlreichen Hindernissen voran. Auch wie es mit dem Whistleblower weitergeht, den die Schweizer Behörden unbedingt hinter Gittern sehen wollen, ist noch unklar.
Mit vielen Infos und Interviews auf dem politischen Parkett dokumentiert „Falciani und der Bankenskandal“ auf der einen Seite, wie die Tat eines Einzelnen unheimlich viel ausrichten kann. Schade ist dabei nur, dass die überzogen positive Selbstdarstellung dieses Einzelnen – der große Wohltäter, der in einer unerträglichen Situation das Richtige tun musste – nahezu kritiklos übernommen wird. Dafür bekommen wir auf der anderen Seite einen tiefergehenden Einblick in das finanzpolitische Geschehen, in das, was passiert, bzw. nicht passiert. So hat es fast schon etwas Parodistisches, wenn da jemand aus der griechischen Regierung schildert, wie sie Daten aus Falcianis Liste vorliegen hatten, aber nicht nutzen wollten – schließlich ging es bloß um eine in der Schuldenkrise eher unwichtige Summe von rund 2 Milliarden Euro …
Die Dokumentation ist leider nicht besonders eingängig und könnte vielleicht an der einen oder anderen Stelle etwas zielführender und anschaulicher erklären. Doch für jeden, der mehr über das Thema wissen möchte, sehr informativ und absolut lohnenswert.
Marius Hanke
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
DVD-Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Digital 2.0
Sprachen: Deutsch DD 2.0/Englisch DD 2.0
Untertitel: Englisch
Anbieter
Kauf-DVDgood!movies