Ein Festtag
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Als 2016 der Roman „Mothering Sunday“, zu Deutsch „Ein Festtag“, erschien, wurde er auf Anhieb ein internationaler Bestseller. Nun ist das Buch von Graham Swift fürs Kino verfilmt worden.
Worum geht es im Film „Ein Festtag“?
England, 1924: Es ist Muttertag und drei wohlhabende Familien treffen sich traditionell zum Picknick am Fluss. Seit vielen Jahren sind die Nivens, die Sheringhams und die Hobdays befreundet. Nun vereint sie außerdem die Trauer um ihre Söhne. Denn bis auf den angehenden Rechtsanwalt Paul Sheringham sind alle jungen Männer der Familien im Ersten Weltkrieg gefallen. Der einzige Lichtblick für diese freudlose, steife Gesellschaft ist die bevorstehende Hochzeit von Paul und Emma Hobday. Sie kennen sich seit frühester Kindheit und werden nun – wie es von ihnen erwartet wird – eine standesgemäße Ehe eingehen. Doch an diesem Festtag, wo das Herrenhaus verwaist ist, hat Paul zunächst etwas anderes vor. Unter dem Vorwand, er müsse arbeiten, lädt er seine heimliche Liebe Jane das erste Mal zu sich nach Hause ein. Jane, ein Waisenkind, arbeitet als Dienstmädchen bei den Nivens. Seit sieben Jahren sind sie und Paul ein Paar, nun müssen sie ihre Beziehung beenden. Doch das letzte Treffen soll überwältigend werden und beiden für immer in Erinnerung bleiben. Und so feiern Jane und Paul ein rauschendes, inniges Fest der Liebe. Viele Jahre später wird Jane eine berühmte Schriftstellerin sein und die Erinnerungen an Paul werden ihr Schreiben beflügeln.
Was „Ein Festtag“ so sehenswert macht:
Diese Literaturverfilmung von Regisseurin Eva Husson („Bang Gang“) bezaubert vor allem durch die sinnliche Atmosphäre und die poetisch-erotischen Bilder. Kunstvoll und unaufdringlich begleitet die Kamera die beiden Liebenden, die ihr letztes Mal in vollen Zügen genießen. Sie werden unglaublich frisch und sympathisch von der australischen Newcomerin Odessa Young („Assassination Nation“) und Josh O’Connor („The Crown“) gespielt. Diesen lustvollen Szenen wird immer wieder die steife, sachliche Atmosphäre beim Picknick gegenübergestellt. Dort werden Floskeln ausgetauscht. Aber darüber, was die Nivens, Sheringhams und Hobdays wirklich bewegt, wird nicht gesprochen. Und auch die junge Emma sitzt gelangweilt und genervt in der Runde. Es findet sich kein Leuchten in ihren Augen, kein Lächeln auf den Lippen. Jane dagegen lebt und liebt mit einer selbstbestimmten Intensität, die für ihre Zeit ungewöhnlich ist. Insofern ist „Ein Festtag“ auch ein Porträt einer starken, emanzipierten Frau.
Barbara Felsmann
Anbieter
FilmverleihTOBIS Film