Draußen am See

„Wie lange wollt Ihr uns noch verarschen, und Euch selbst?!“, schreit die 14-jährige Jessika ihre Eltern an, kurz bevor sie endlich den Mut fasst, zusammen mit ihrer älteren Schwester Caro auszuziehen. Dabei waren sie früher eine ganz normale, sicher etwas spießige, aber glückliche Familie: Jedes Wochenende ging es in die Laube am See, abends wurde mit den Nachbarn gegrillt und Vater Ernst sang mit seinem Cowboy-Hut Country-Songs. Eines Tages aber verliert Ernst seine Arbeit und damit den Boden unter den Füßen. Er lässt sich gehen, drangsaliert die Familie und wacht eifersüchtig über seine Töchter. Hinzu kommt, dass auch die Mutter, die den Frust im wahrsten Sinne des Wortes „in sich hineinfrisst“, keine Stütze für die Mädchen sein kann. Jessica hält diese Situation kaum aus und zieht sich – im Gegensatz zu ihrer aufmüpfigen Schwester – immer mehr in sich zurück. Als dann die Mutter in einer Art Psychose ihr neugeborenes Kind tötet und der Vater es heimlich auf dem Wochenendgrundstück begräbt, bricht Jessika vollends zusammen.

Der erste Kinofilm des 1975 geborenen Regisseurs, Drehbuchautoren und Produzenten Felix Fuchssteiner erzählt im Grunde genommen zwei parallel laufende Geschichten: die einer zerrütteten Ehe und die Coming-of-Age-Geschichte einer 14-Jährigen. Dabei nehmen aber die Probleme der Eltern einen recht großen Raum ein, während die Situation und innere Verfassung von Jessika etwas zu kurz kommen, so dass deren Reaktionen nicht immer nachvollziehbar sind. Trotzdem ist Fuchssteiners Debüt ein spannendes und nachdenklich stimmendes Porträt eines Mädchens, das es trotz aller Schwierigkeiten schafft, sich von seinen Eltern abzunabeln und seinen eigenen Weg zu gehen.

DVD-Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch

Barbara Felsmann